c't 17/2018
S. 76
Praxis
Darknet: Sichere Geschäfte
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Handel unter Gaunern

Sichere Geschäfte dank Multisignatur-Treuhand

Wer keine Skrupel hat, im Darknet harte Drogen an Jugendliche zu verkaufen, wird auch nicht zögern, per Vorkasse gezahlte Gelder ohne Gegenleistung einzustreichen. Dank ausgeklügelter Treuhandverfahren sind Betrügereien aber die Ausnahme – und das, obwohl niemand eine rechtliche Handhabe hat. Davon können aber auch Foren für Autoliebhaber oder Sammler profitieren, um Verkäufe unter Mitgliedern abzusichern.

Die Polizei rufen? Das wäre wohl das Dümmste, was man tun könnte, wenn man vom Darknet-Dealer gelinkt wurde und statt des bestellten Koks nur ein Tütchen Backpulver bekommen hat. Wie konnte man auch nur einem kriminellen Drogenhändler vertrauen und im Voraus bezahlen?

In der Praxis funktioniert der illegale Drogenhandel im Darknet hingegen zuverlässiger, als gebrauchte Smartphones bei eBay zu kaufen. Das ist nicht als Werbung für illegale Marktplätze zu verstehen – durch Analyse der Geschäftsprozesse im Darknet lernt man lediglich, worauf es beim Entwurf robuster Handelsplattformen wirklich ankommt.

Trau, schau, wem?

Der Schlüssel für das Funktionieren der verschiedenen Darknet-Handelsplattformen ist, dass Treuhanddienste (Escrow) für alle Händler verbindlich vorgeschrieben sind. Auf AlphaBay etwa, nach Silk Road eine der bekanntesten Darknet-Plattformen für Drogenhändler, liefen Zahlungen stets über ein Konto des Betreibers. Erst wenn der Kunde den korrekten Erhalt der Ware bestätigt hatte, bekam der Händler das Geld ausgehändigt – abzüglich der Provision, die AlphaBay für seine illegalen Dienste berechnete. Außerdem konnten die Kunden Feedback in einem Forum hinterlassen und so eine Bewertung abgeben – was anderen Konsumenten bei der Auswahl ihres Lieferanten half.