c't 15/2018
S. 24
News
Mobile Payment
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Google Pay: Mini-Start in Deutschland

Android-Smartphones als Kontaktlos-Kreditkarte

Drei Jahre nach US-Start ist Google Pay nun auch in Deutschland verfügbar. Jedoch klappt das Bezahlen mit dem Smartphone nur mit Kreditkarten weniger Banken.

Ab sofort kann auch die deutsche Kundschaft mit Google Pay bezahlen: Für das Mobile-Payment-System hinterlegt man eine unterstützte Kreditkarte in der Google-Pay-App und bezahlt anschließend per Smartphone in Geschäften – dafür muss das Telefon lediglich an ein Kassenterminal gehalten werden. Google Pay ist kompatibel mit dem sogenannten EMV-Kontaktlos-Standard. Der Dienst funktioniert deshalb überall, wo man kontaktlos mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen kann – und das ist inzwischen in den meisten größeren Geschäften, Tankstellen und Supermärkten der Fall.

Wie bei Kontaktlos-Karten wandern mit Google Pay Summen bis 25 Euro ohne jedwede PIN- oder Fingerabdruck-Eingabe über die Ladentheke. Praktisch: Das Smartphone muss man dafür nicht einmal entsperren, lediglich das Display aktivieren. Beim Bezahlen werden nicht die echten Kartendaten übertragen, sondern lediglich ein Einmal-Token. Das System läuft auf so gut wie allen Android-Smartphones, die in den letzten vier Jahren auf den Markt gekommen sind; einzige Voraussetzungen sind ein NFC-Chip und Android 5.0. Ist das Handy gerootet, verweigert Google Pay den Start.

Google Pay speichert jeden Zahlvorgang als „rich receipt“ – inklusive Kartenposition.

Extrem wählerisch ist Google Pay bei der verwendeten Bankkarte. Zurzeit funktioniert der Bezahldienst ausschließlich mit Kreditkarten – und diese müssen obendrein zwingend von der Commerzbank (Mastercard oder Visa), Comdirect (nur Visa) oder N26 (nur Mastercard) ausgegeben worden sein. In Vorbereitung ist die Unterstützung der Landesbank Baden-Württemberg und Revolut, ob noch andere Banken ins Google-Boot kommen, ist bislang unklar.

Über einen Umweg können aber auch jetzt schon Kunden anderer Banken Google Pay nutzen: Erstellt man einen Account in der Android-App Boon, erhält man eine virtuelle Prepaid-Mastercard, die ebenfalls von Google Pay unterstützt wird. Die Boon-„Karte“ lässt sich per konventioneller Bank-Überweisung oder mit einer beliebigen Kreditkarte mit Guthaben aufladen.

iPhones und große Banken bleiben draußen

Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken haben bereits signalisiert, dass es mit ihnen und Google Pay erstmal nichts wird: Sie wollen die NFC-Bezahlfunktion in ihre eigenen Apps integrieren, noch diesen Sommer soll es bei beiden Bankenverbünden mit der App-Zahlung losgehen.

Grundsätzlich kommen ausschließlich Kunden mit Android-Smartphone in den Genuss der Kontaktlos-Funktion. Apple erlaubt den Banken-Apps keinen Zugriff auf den NFC-Chip im iPhone. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Sparkasse auf Twitter vermeldete, dass Google Pay für sie „keine Option“ ist, man aber „grundsätzlich an Apple Pay interessiert“ sei. Obwohl Apples Bezahlsystem international vor Google Pay gestartet ist, können es deutsche Kunden nach wie vor nicht nutzen – Apple wurde sich bislang nicht mit genügend Banken handelseinig, munkelt man. Das Unternehmen will an den Transaktionsgebühren mitverdienen, die in Europa aber seit 2015 ohnehin schon extrem niedrig sind: Ein EU-Gesetz deckelt die Gebühren für Girocard-Zahlungen auf 0,2 Prozent und Kreditkartenzahlungen auf 0,3 Prozent.

Google dagegen verlangt laut eigener Angaben kein Geld von den beteiligten Banken und auch keinen Anteil an den Transaktionsgebühren. Auch die beim Kauf über Google Pay anfallenden Daten will Google angeblich nicht für eigene Zwecke nutzen, sondern lediglich für das sogenannte „rich receipt“: Ein virtueller Kassenbon in der Pay-App, der allerdings so „rich“ nicht ist. Außer dem Händlernamen sind lediglich Uhrzeit, Gesamtsumme sowie der Ort des Einkaufes auf einer Karte vermerkt.

Google profitiert aber auch ohne Gebühren vom Pay-System, weil es die Kundschaft stärker an das Unternehmen bindet und weil dadurch mehr Menschen Zahlungsdaten mit ihrem Google-Account verknüpfen. So kann das Unternehmen für die Kundschaft sehr bequeme Dienstleistungen anbieten; beispielsweise das direkte Bestellen und Bezahlen eines Taxis aus Google Maps heraus. (jkj@ct.de)