c't 12/2018
S. 3
Editorial
Axel Vahldiek

Danke, Herr Nadella!

Es war 2015, da verkündeten Sie uns in Ihrer Eigenschaft als neuer Microsoft-Boss die frohe Botschaft: Windows 10 würde so dermaßen toll, dass wir es lieben werden. Wir bekämen das Upgrade auf Windows 10 gratis und es würde ständig neue Funktionen geben. Doch welche Taten haben Sie diesen Versprechen folgen lassen?

Was wir bekommen haben, sind halbjährliche Update-Installationen. Bei denen droht ständig die Gefahr, dass etwas schiefgeht, und selbst bei erfolgreichen Durchläufen sind jedes Mal Nacharbeiten erforderlich. Und für was? Dafür, dass ich Windows nun daran hindern muss, meine "Aktivitäten" zu überwachen? Für ein werbeverseuchtes Startmenü, welches mit dem von Windows 7 bis heute nicht mithalten kann? Dass Microsoft Paint abschafft, was mir zum Zuschneiden meiner Screenshots seit Jahren reicht? Dass ich die Systemsteuerung nicht mehr via Windows+X erreichen kann? Dass mich während jeder Neuinstallation diese nervige Cortana volllabert? Dass Sie Kunden zur teuren Enterprise-Edition zwingen, weil diverse Gruppenrichtlinien wie die Software Restriction Policies unter Pro bald nicht mehr funktionieren? Vielleicht haben Sie das Grundkonzept nicht verstanden: Wenn wir Windows lieben sollen, müssen Sie es verbessern und nicht verschlechtern.

Wenigstens ist das Upgrade immer noch kostenlos, obwohl dieses Angebot eigentlich zeitlich begrenzt sein soll. Doch vermutlich, weil zu viele Anwender Windows 10 nicht mal geschenkt haben wollten, haben Sie es einfach stillschweigend verlängert - selbst mit der aktuellen Version 1803 kann man noch kostenlos umsteigen. Und wir dürfen wohl davon ausgehen, dass das noch Jahre so bleibt, denn bald steht ja das Support-Ende von Windows 7 an und den dann drohenden Aufschrei dürften Sie jetzt schon fürchten.

Letztlich lassen Ihre Taten nur einen Schluss zu: Sie haben uns 2015 dreist belogen, Herr Nadella. Denn seitdem sorgen Sie konsequent dafür, dass viele Nutzer von Windows 10 genervt sind. Und trotzdem möchte ich Ihnen herzlich danken: Solange Microsoft mit Windows ständig wieder neuen Unfug anstellt, habe ich etwas, worüber ich schreiben kann (siehe etwa Seite 146 in dieser Ausgabe). Vielen Dank also, dass Sie meinen Job sichern.

Unterschrift Axel Vahldiek Axel Vahldiek

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