c't 12/2018
S. 70
Test
Musik-Software

Keller-Steinway

Pianoteq – Klaviersound per Physical Modeling: berechnet, nicht gesampelt

Meist werden digitale Piano-Sounds aus Samples erzeugt. Pianoteq setzt dagegen auf Physik und Mathematik: Intelligente Rechenpower löst somit die Unmengen an Speicherplatz ab, die moderne Sampler belegen.

Mit Pianoteq bot Modartt 2006 als erste Firma die kommerzielle Version eines physikalischen Software-Klaviermodells an, das bis ins Kleinste Hämmer, Saiten, Resonanzböden, kurz alles, was ein Klavier ausmacht, berechnete. Firmengründer Philippe Guillaume, von Haus aus Klavierbauer, stimmte vor seinem Mathematikstudium die Instrumente bekannter Tastenkünstler.

Zwar beruhen alle Musikinstrumente auf gemeinsamen physikalischen Grundlagen, in der Praxis muss jedoch für jedes Instrument ein spezielles Gleichungssystem entwickelt werden. Denn der Klaviermodellierer hat es beim Aufprall der Hämmer auf die Saiten mit ganz anderen Dingen zu tun als sein Kollege an der Geige, der eine Formel für das Streichen mit dem Bogen und der Reaktion der Saite entwickeln muss.