c't 8/2017
S. 54
Test
Biegsames OLED-TV
Aufmacherbild

Videotapete

LG Wallpaper-TV W7 im Test

Mit seinem dünnen OLED-Display kommt LGs biegsames Wallpaper-TV dem Ideal einer Videotapete relativ nah. c’t nutzte die Möglichkeit, das beeindruckende W7-Masterpiece genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nur 4,5 Millimeter dick ist LGs biegsames Wallpaper-TV, das mit Magneten an der Wand hängt. Die gesamte Elektronik des W7 musste LG dafür aus dem OLED in die Soundbar verbannen. Diese wird über ein Flachbandkabel mit dem Display verbunden. Weil das Display darüber auch den Strom erhält, also keine eigene Steckdose braucht, ist das abgesehen von der etwa hemdsärmeligen Verdrahtung eine elegante Lösung.

Im Test konnten wir die Ecken des Displays sehr einfach von der Wand abziehen. Das sollte man aber nicht zu weit treiben, denn sonst hält man schnell das komplette Display in den Händen: Es haftet an zwei Ösen am oberen Rand, im Wesentlichen aber flächig an der magnetischen Rückseite; hinstellen lässt sich das Display nicht.

Auf der wertigen Fernbedienung mit Direkttasten für Netflix und Amazon findet man sich schnell zurecht. Durch Bewegung der Hand kann man mit ihr den Mauszeiger auf der WebOS-Oberfläche steuern. Der Bewegungssensor deaktiviert sich automatisch nach einigen Sekunden, lässt sich aber über ein kleines Rädchen auf der Fernbedienung sehr einfach wieder reaktivieren – man muss also nicht mehr wild die Fernbedienung schütteln, um den Mauszeiger wiederzubeleben.

Die aktuelle Version 3.5 der WebOS-Oberfläche hat LG um einige Komfortfunktionen ergänzt. So kann man jetzt einzelne Zifferntasten mit häufig verwendeten Apps belegen, beim längeren Drücken der „eins“ erscheint dann beispielsweise YouTube. Außerdem lassen sich im Live-Zoom-Modus über die Lupenfunktion Bildausschnitte mit 5facher Vergrößerung auf USB-Speicher aufzeichnen.

Das Display lässt sich relativ einfach vom Magnethalter an der Wand wegbiegen.

Im Gallery-Modus dient der schlanke OLED-Fernseher als digitaler Bilderrahmen mit Musikunterlegung. Es stehen vier Rahmen vom goldenen Stuck bis zur schlichten Metallvariante bereit. Allerdings wechselt der W7 etwa alle fünf Sekunden das Bild, damit sich dessen Inhalt nicht einbrennt beziehungsweise die organische Leuchtschicht an den hellen Stellen keine Leuchtkraft verliert. Solche Stellen würde man später als Schatten in der Darstellung sehen.

Auch im Normalbetrieb verhindert eine Automatik diesen sogenannten Sticking-Effekt: Wenn sich der Bildinhalt nicht ändert und der Zuschauer keine Einstellungen vornimmt, startet am OLED-TV nach zwei Minuten automatisch ein schwarzer Bildschirmschoner mit darin herumwirbelnden bunten Pünktchen. Abstellen lässt sich die Automatik nicht.

In den stromgetriebenen OLEDs fließt durch die hellsten Pixel der stärkste Strom, die hellsten Displaybereiche werden deshalb am stärksten belastet – ihre Lebensdauer sinkt am schnellsten. Deshalb schaltet LG das organische Display im Prinzip immer dann schwarz, wenn der Bildinhalt nicht zwingend erforderlich ist. Das spart zugleich Energie. So variierte die Leistungsaufnahme bei der Wiedergabe von Filmen in unserem Test zwischen etwa 80 und 230 Watt.

Hell und kontraststark

Dabei erreicht der W7 eine beachtliche Maximalhelligkeit: Auf einem Bild mit 10 Prozent Weißanteil (90 % schwarz) haben wir 730 cd/m2 gemessen. Bei 50 Prozent Weißanteil betrug die Leuchtdichte in dem für Film optimierten Cinema-Modus 262 cd/m2, auf einem komplett weißen Schirm 133 cd/m2. Das genügt fürs leicht abgedunkelte Wohnzimmer völlig, während man in sehr hellen Räumen einen helleren Bildmodus wie zum Beispiel „Standard“ nutzen wird. LG hat die maximale Leuchtdichte nach eigenen Angaben um 25 Prozent gegenüber den OLED-Vorgängern erhöht.

Zwar hat LG die Reflexionen am Bildschirm durch eine zusätzliche Polarisationsfolie reduziert – die zuvor magentafarbenen Spiegelungen sind jetzt farbneutraler –, doch der Schirm spiegelt immer noch recht stark. So werden dunkle Bildbereiche in heller Umgebung von störenden Reflexionen am Display überlagert. In dunkler Umgebung sind schwarze Flächen dagegen satt schwarz und helle Sterne am dunklen Nachthimmel glitzern darin – ideale Voraussetzungen für HDR-Inhalte.

Diese erkennt der W7 sofort und signalisiert sie durch eine kurze Einblendung. Er schaltet dann automatisch in einen HDR-Modus mit fünf wählbaren Voreinstelllungen für Standard, Vivid, Cinema-Home, Cinema (User) und Game. Auch hier ist Cinema (User) die passende Einstellung zum Filmeschauen. Ausgerechnet im Kinomodus hat LG allerdings die Zwischenbildberechnung aktiviert: Das Untermenü „True Motion“ steht darin auf „Clear“ mit De-Judder auf Maximum, was einen starken Soap-Effekt produziert. Wir stellten den De-Judder zurück auf +3, um den Soap-Effekt auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und zugleich möglichst wenig Ruckler zu sehen.

Farben satt

Die Displayfarben erzeugt LG durch Farbfilter vor der weiß leuchtenden OLED-Schicht. Die Farbwiedergabe des W7 ist ausgewogen, auch bei HDR-Inhalten wirken Hauttöne angenehm natürlich. Als wir Filme von Blu-ray Disc ohne HDR einspielten, wirkten Gesichter manchmal ein klein wenig überhitzt. Dagegen half, die Farbsättigung im Displaymenü von 55 auf 50 zu reduzieren.

Als wir Graukeile in dem für Videos genutzten Farbraum REC 709 zuspielten, differenzierte der W7 alle Stufen und gab unseren gleichmäßigen Verlauf von Schwarz nach Weiß makellos wieder. Mit Grauverläufen im für HDR-Inhalte genutzten BT2020-Farbraum hatte er dagegen Probleme: Er löste die hellsten Bereiche nicht mehr auf, sondern zeigte sie komplett weiß an. Ob dies am Signalgenerator lag, den uns LG zur Verfügung stellte, oder am Display selbst, ließ sich nicht abschließend feststellen.

Atmos-Sound ohne Deckenlautsprecher

Die Soundbar enthält zwei Frontlautsprecher und zwei Lautsprecher, die beim Einschalten des TVs mechanisch nach oben ausfahren – sehr schick. Leider projizieren diese beiden Lautsprecher den Ton nicht an die Decke, wie es für den Atmos Sound von Dolby nötig wäre. Das beworbene Dolby Atmos erzeugt der W7 deshalb nur virtuell. Dies sei der späten Entscheidung für das Atmos-System geschuldet, die Entwicklung des TV-Gesamtsystems sei zu dem Zeitpunkt bereits abgeschlossen gewesen, erklärte LG. Der virtuelle Deckensound des W7 bleibt ein wenig hinter „echten“ Atmos-Systemen wie Samsungs Soundbar HW-K950 zurück. Davon abgesehen liefert die Soundbar aber ausgewogene Mitten, ausreichend Bässe und vor allem eine sehr gute Sprachverständlichkeit.

Die optimale Hör-Entfernung zum 65-zölligen W7 liegt laut Dolby bei 4 bis 5 Metern; ändern kann der Zuschauer dieses Optimum nicht. Aus vier Metern sieht man am 65-Zöller zwar keinen Unterschied mehr zum Full-HD-Display, doch sie sind auch der ergonomisch sinnvolle Betrachtungsabstand – und für die meisten hiesigen Wohnzimmer ohnehin wohl realistisch.

Fazit

Tabelle
Tabelle: 4K-Fernseher OLED65W7V

Der W7 überzeugt durch sein tiefes Schwarz, die satten Farben und die blickwinkelstabile Darstellung. Kontraststarke Inhalte in den HDR-Formaten HDR 10 und Dolby Vision gibt der W7 damit nahezu perfekt wieder. Beeindruckend ist auch die magnetische Aufhängung – so dicht an die Wand bekommt man das superdünne biegsame Display mit keiner herkömmlichen Befestigung. Für die Verbindung zwischen Display und Soundbar legt LG je ein etwa 50 Zentimeter langes und ein 1,50 Meter langes Flachbandkabel bei.

Der mitgelieferte Klangriegel leidet ein bisschen unter dem nur virtuellen Atmos-Sound – in dieser Preiskategorie sollte man echten Deckenklang erwarten können. LG will das biegsame OLED-TV in zwei Größen anbieten. Die hier getestete Variante mit 1,65 m Diagonale (65 Zoll) soll Anfang April für 8000 Euro in den Handel kommen, der für Ende Mai geplante 77-Zöller mit 1,95 m Diagonale kostet satte 20.000 Euro.

Laut LG entspricht die Bildqualität des W7 der aller anderen OLED-TVs aus der aktuellen 7er-Serie. Die Preisunterschiede von bis zu 3500 Euro entstehen demnach über das Design und den Sound. Wer „nur“ einen OLED-Fernseher mit ausgezeichneter Bildqualität sucht und auf die – ohne Zweifel extrem schicke – Wallpaper-Ausführung verzichten mag, kann demnach auch zum deutlich preiswerteren OLED65B7D greifen. (uk@ct.de)

LG hat die Autorin zum Test eingeladen und die Reisekosten übernommen.