c't 6/2017
S. 34
Spielekritik
Rollenspiel
Aufmacherbild
Auch wenn das neue Zelda technisch nicht auf der Höhe der Zeit ist, kann man sich dem märchenhaften Look nur schwer entziehen.

Der Hobbykoch als Messias

Die Hauptfigur Link reist in The Legend of Zelda: Breath of the Wild durch ein gigantisches offenes Reich, um die Welt vor dem Erzbösen zu retten. Dabei bewegt er sich zu Fuß, mit dem Pferd, auf einem Floß und mit einem Gleitsegel. Zum Überbrücken großer Distanzen gibt es Teleportationspunkte. Der Spielverlauf lässt den Spieler die Quests frei wählen: Im Spiel gibt es so viele Nebenaufträge und darüber hinaus einiges zu entdecken, dass man deutlich mehr als 20 Stunden zum Abschluss der Haupthandlung investieren kann, bis alle Schätze geborgen und alle Liebespaare verkuppelt sind.

Video: The Legend of Zelda: Breath of the Wild im Test

Als wichtigstes Werkzeug erweist sich ein Sheikha-Stein genanntes Wunderding, der als Allround-Tool dient und etwa die Karte der Welt anzeigt. Die Dungeons heißen nun Schreine – 100 Stück gibt es davon. Dort findet der Spieler originelle Rätsel, für deren Lösung er sich überlegen muss, welche Spezialkräfte er einsetzt. So verschiebt man etwa Metallobjekte mithilfe der Magnetkraft. Meist streift Link aber durch die Oberwelt, in der zahlreiche Monster lauern. Die Gegner sind zwar tumb, aber äußerst hellhörig und -sichtig. Verliert Link im Nahkampf die Waffe, greifen sie danach. Waffen zerbrechen generell rasch. Nachschub gibt es aber in Hülle und Fülle; notfalls tuts auch mal eine Mistgabel.

Auf seinen Reisen findet Link zig Pilzsorten, Insektenarten und Wildtiere, die er mit Honig oder Schleimklumpen vermengt in Kesseln kochen kann. Gern vertändelt man ein vergnügliches Viertelstündchen, um verschiedene Rezepte auszuprobieren. Neben neuer Lebensenergie spenden kombinierte Zutaten zum Beispiel mehr Ausdauer. Am Anfang des Spiels ist Link noch kurzatmig, was sich bei der Flucht negativ bemerkbar macht.

Fünf Jahre dauerte die Entwicklung des ursprünglichen Wii-U-Exklusivtitels. Uns lag zum Test nur die Switch-Version vor, sodass wir die Performance beider Versionen nicht vergleichen konnten. Laut Nintendo läuft die Wii-U-Version mit einer Auflösung von 720p statt mit 900p beim TV-Einsatz auf der Switch. Grafisch wirken Landschaften und Figuren märchenhaft mit dem Touch eines Ölgemäldes. Dafür setzt Nintendo auf einen Mix aus comicartiger Cel-Shading-Grafik und Real-Look. Viele Texturen wirken allerdings matschig. Umgebungsgeräusche, wie Windrauschen, Vogelkrächzen und Bienensummen beleben die Spielwelt zusätzlich. Zudem sorgen dynamische Tag-Nacht-Wechsel und Wettereffekte für Stimmung. Leider haben die Entwickler nur wenige Dialoge vertont – Link spricht zudem immer noch nicht. Das macht der stimmungsvolle Soundtrack aber mehr als wett, der regelmäßig für Gänsehaut-Momente sorgt.

Im TV-Modus der Switch ruckelte die getestete Version gelegentlich. Das fiel uns vor allem in der offenen Welt beim Bewegen der Kamera auf. Die Ruckler traten aber nur selten auf und störten spielerisch kaum. Die naive, doch charmant erzählte Story hält einen auf Kurs, sodass man sich von der atmosphärischen Welt kaum losreißen mag. Neben „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ gehört der aktuelle Teil zu den schönsten Zelda-Abenteuern. (Peter Kusenberg/des@ct.de)