c't 6/2017
S. 49
Test
VR-Kamera
Aufmacherbild

Kugelblick

Action- und Rundum-Kamera: Nikon KeyMission 360

Sie hat schon bei der ersten Präsentation für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Denn mit der KeyMission 360 möchte Nikon einen bisher nervigen Nachteil der 360-Grad-Videos beseitigen.

Stitching nennt man das Verfahren, um die beiden Videos „zusammenzunähen“, die mit getrennten Optiken und Sensoren aufgezeichnet werden. Nikons KeyMission verfügt wie die meisten Kameras in diesem Segment über zwei Objektive und zwei Sensoren, doch setzt sie die beiden Bilder bereits in der Kamera zu einem Videodatenstrom zusammen. Andere Kameras dieser Bauart benötigen dazu ein speziell an die jeweilige Hardware angepasstes Programm, dazu jede Menge Rechenleistung und einige Zeit.

Die 360-Grad-Datei zeigt bis auf die Schnittstellen der zwei Optiken scharfe, wenn auch zwangsläufig extrem verzerrte Szenen. Erst ein 360-Grad-Player wie der von YouTube erzeugt eine normale Ansicht, allerdings sieht man vom 360-Grad-Video dann nur einen Blickwinkel von etwas 60 Grad, dessen Ausrichtung der Zuschauer verändern kann. Dabei bleibt von der 4K-Auflösung nur ein Ausschnitt: Bei etwa 60 Grad Blickwinkel rangiert die horizontale Auflösung (3840 Pixel) bei nur einem Sechstel, also 640 Pixel entsprechend SD-Niveau, wie bei allen anderen 360-Grad-Kameras dieser Preisklasse. Zumindest in der Bildmitte überzeugt die Bildschärfe. Der Nodalpunkt – dort treffen sich die beiden Teilbilder – liegt mit gut zwei Metern relativ weit entfernt vom Kamerastandpunkt. Bei Aufnahmen aus Innenräumen fällt das auf, denn je mehr man sich den Objektiven nähert, desto größer wird der sichtbare Versatz. Obendrein sollten beide Kamerahälften auf ähnlich beleuchtete Situationen blicken, sonst regelt die Automatik bei der stärker beleuchteten Optik die Belichtung so stark herunter, dass im Schnittbereich der beiden Bilder eine deutlich Kante entsteht. In 4K liefert die Nikon 24 Vollbilder/s, doch mit einer VR-Brille wirken solche Aufnahmen sehr ruckelig. In der YouTube-Wiedergabe dagegen fällt das nicht so störend auf. Eine höhere Bildwiederholfrequenz von 30 Bildern/s leistet die KeyMission erst in der HD-Auflösung in NTSC.