c't 4/2017
S. 18
Prozessorgeflüster
Skylake-EP/X

Prozessorgeflüster

Von Performance und Perspektiven

Intel hat ein Superquartal hingelegt, auch wenn „Product Quality Issues“ den Gewinn etwas gesenkt haben. Vom Skylake-EP und seinem Gaming-Bruder Skylake-X tauchen neue Details auf und Intels Security-Gruppe darf sich wieder McAfee nennen.

Die neue Quartalsbilanz von Intel übertraf die Erwartungen der Analysten. Mit einem Umsatz von 16,4 Milliarden US-Dollar war es das bislang beste Quartal der Corporation überhaupt. In ihr zeigt sich aber auch ein leichter Trendwechsel, sowohl in den Geschäftsbereichen als auch in der Präsentation der Zahlen. Während früher die Bilanzierung gemäß der United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) im Vordergrund stand, werden jetzt, etwa in der Bilanz-Pressekonferenz, die Non-GAAP-Zahlen herausgeputzt, bei denen bestimmte Einmalkosten für Investitionen, Umstrukturierungen und so weiter herausgerechnet werden. Der Unterschied für das abgelaufene Gesamtjahr 2016 beträgt immerhin 2,9 Milliarden Dollar nach Steuern, 2015 lag er nur bei 800 Millionen Dollar. So verringerte sich der Nettogewinn gemäß GAAP um 10 Prozent auf 10,3 Milliarden, er stieg aber gemäß Non-GAAP um 9 Prozent auf 13,2 Milliarden. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

Die Client Computer Group konnte den operativen Gewinn vor Steuern recht ordentlich um 30 Prozent verbessern, wiewohl Notebooks und Desktop-PCs im Volumen zurückgegangen sind – indes sind die mittleren Verkaufspreise um zwei Prozent gestiegen. In den anderen Bereichen dieser Gruppe (Mobile, Tablets et cetera) müssen die Preise offenbar noch deutlich mehr emporgeschnellt sein, denn Intel weist insgesamt eine Erhöhung des „Average Selling Price“ von 10 Prozent aus.

Bob Swan, den Intel im Oktober von eBay für viele Millionen abgeworben hatte, sprach auf seiner ersten Bilanzkonferenz von „Product Quality Issues“. Bild: Intel

Allerdings musste die erfolgsverwöhnte Datacenter Group beim Gewinn zumindest gemäß GAAP-Bilanzierung etwas Federn lassen. Der Umsatz stieg zwar trotz der Server-Absatzprobleme in Europa (mitverursacht unter anderem durch den bevorstehenden Brexit) in gewohnter Weise um 8 Prozent. Der operative Jahresgewinn jedoch lag mit 7,5 Milliarden Dollar vor Steuern etwa 10 Prozent unter dem des Vorjahres. Unter anderem sollen teure Patentaustauschabkommen den Profit gesenkt haben. Nach Aussage des noch recht neuen Chief Financial Officers Bob Swan (er kam im Oktober von eBay) war ein erheblicher Kostenpunkt aber ein „Product Quality Issue“ im vierten Quartal, das eine Designänderung nötig machte.

Um welche Probleme es sich dabei genau handelte, gab er nicht bekannt, ob nun Xeon Phi oder Broadwell-E/EP/EX. Bei Letzterem mussten jedenfalls zahlreiche Bugs mit Microcode-Updates umschifft werden, darunter auch mal wieder ein Bug bei Transactional Memory (Fehler BDF69, BDH67), der ein „unvorhersehbares Verhalten“ bewirkt. Das betrifft übrigens nicht nur die Xeons, sondern auch den Edel-Desktop-Prozessor Broadwell-E Core i7-6900K – der von AMD für Ryzen auserkorene Lieblingsgegner.

Broadwell-Besitzer sollten also tunlichst überprüfen, ob ihr Chip die aktuelle Update-ID (0B00001F bei E/EP) besitzt, sonst gleich den Board- oder System-Hersteller nach einem BIOS-Update löchern. Das Update befindet sich auch in Intels Microcode-Update-Datei für Linux vom November 2016, sodass man es notfalls selber nachladen kann.

3D Xpoint bald wirklich

Dann hat Intel auch noch die Non Volatile Memory Solution Group, wo die SSDs zu Hause sind und wo das Joint Venture mit Micron einfließt. Dass diese Abteilung kräftig Miese machte (über 500 Millionen Dollar), überrascht nicht, denn die versprochene und bislang nicht zur Marktreife gebrachte Speichertechnik 3D-Xpoint hat bisher nur gekostet und noch nichts abgeworfen. Die geplante SSD-Lösung namens Optane wurde auf der CES präsentiert und soll nun aber wirklich im ersten Quartal dieses Jahres herauskommen.

Krzanich vermeldete auch die Auslieferung der ersten 3D-Xpoint-DDR4-Testchips mit Codenamen Apache Pass. Die werden jedoch frühestens 2018 auf den Markt kommen. So muss der für den Sommer geplante Skylake-EP zunächst ohne Non-Volatile DIMMs in 3D-Xpoint-Technik auskommen.

Das Board von Supermicro, das für die SiSoft-Sandra-Benchmarks des Skylake-EP zum Einsatz kam

Apropos Skylake-EP: Auf der Ranking-Seite von SiSoft Sandra sind vor einiger Zeit merkwürdige „Core i3/i5/i7“-Prozessoren mit 4, 16, 18, 24 und 28 Kernen sowie mit riesigem 1-MByte-L2-Cache pro Kern aufgetaucht – und das als Dual-Prozessor-System im Supermicro-Board X11DPI. Über just dieses Board hatten wir schon von der SC16 berichtet, ausgestattet mit Sockel P3 für den Skylake-EP. Beim 18-Kerner mit 2,7/3,7 GHz Takt fand man auf der SiSoft-Sandra-Seite irgendwo auch noch die Bezeichnung Xeon 6150 Gold. Einen 32-Kerner, den Intel angeblich auch noch in petto haben soll, fand man indes nicht. In Sisofts Multimedia-Bench übernahm jetzt das Skylake-EP-System mit dem 28-Kerner mit insgesamt 112 Threads und 3,2 GHz Takt mit 4500 MPix/s klar die Führung vor einem Broadwell-EP-2696v4-System mit 88 Threads bei 3,7 GHz Takt, das 2541 Mpix/s schaffte.

Dicke Caches

Dass der Skylake-EP deutlich größere L2-Caches als sein Desktop-Kollege mit dessen 256 KByte haben wird, hatte Entwickler Yuli Mandelblat schon auf dem IDF 2015 angedeutet, die Größe indes verriet er nicht. 1 MByte L2, das ist immerhin das Vierfache gegenüber dem Broadwell-EP und dem Skylake-Desktop.

Für High-End-Desktops beziehungsweise Gaming-PCs soll es für den Sockel R4 (LGA2066) zudem eine Xeon-Auskoppelung Skylake-X mit vier Speicherkanälen (DDR4-2667 bei DIMM pro Channel, DDR4-2400 bei 2 DPC), bis zu 44 PCIe-3.0-Lanes und 6 bis 10 Kernen geben. Vermutlich dürfte auch diese Skylake-Version mit 1 MByte großen L2-Caches aufwarten. Und zudem kann man hoffen, dass auch AVX512 bei ihm freigeschaltet ist.

Bislang ging man vom Erscheinen des Skylake-X zusammen mit Kaby Lake-X und der X299-Platform (Basin Falls) auf der Computex Anfang Juni in Taipeh aus. Nach den Erkenntnissen von digitimes können sich jetzt jedoch die Kölner freuen, wenn auf der dortigen Gamescom im August die neuen Intel-Prozessoren offiziell vorgestellt werden. Der Kaby Lake-X ist im Vergleich mehr ein Baby Lake-X für die gleiche Plattform mit maximal 4 Kernen, 256 KByte kleinen L2-Caches, 16 PCIe-Lanes und zwei Speicherkanälen, dafür aber auch mit weniger TDP (112 statt 140 Watt) und deutlich niedrigerem Preis.

Und schließlich gibts es auch noch die Intel Security Group, die aus der vor sechs Jahren für 7,7 Milliarden US-Dollar eingekauften Antivirenfirma McAfee hervorgegangen ist und dann umbenannt wurde.

Nach Verkauf der Mehrheitsanteile an eine Investorengruppe soll sie wieder McAfee heißen. Vorbesitzer John McAfee hatte aber gegen die Wiederverwendung seines Namens geklagt. Ein Bundesgericht in New York verwarf jetzt seine Klage und gab Intel grünes Licht. Schlechtes Licht auf McAfees Namen warf vor einigen Monaten jedenfalls der vom amerikanischen Fernsehsender Showtime ausgestrahlte Film „Gringo: The Dangerous Life of John McAfee“, in dem ihm zwei noch ungeklärte Morde in Belize angehängt wurden. Aber wer weiß, vielleicht wurde der ja „postfaktisch“ gedreht, schließlich war auch McAfee ein Kandidat bei der letzten amerikanischen Präsidentenwahl. (as@ct.de)