c't 20/2017
S. 33
News
CodePlex-Abschaltung

Das Ende von CodePlex

Ab Oktober beginnt die Schließung: Die Entwicklungsplattform CodePlex von Microsoft wird abgeschaltet.

Microsoft gibt auf. Elf Jahre nach der Veröffentlichung der Open-Source-Entwicklungsplattform CodePlex schaltet das Unternehmen die Seite Ende 2017 ab. Ab Oktober wird nur noch lesender Zugriff möglich sein, am 15. Dezember schließt das Portal dann endgültig. Das Problem: Obwohl Microsofts Entscheidung bereits seit Monaten bekannt ist, sind viele Projekte noch nicht umgezogen und drohen, in die Tiefen eines Archivs verschoben zu werden.

Als CodePlex im Mai 2006 den Beta-Betrieb aufnahm, war der mittlerweile größte Konkurrent noch nicht auf dem Markt: GitHub startete erst 2008, entwickelte sich schnell zum Marktführer und De-facto-Standard für Entwicklerteams freier Software und warf im Jahr 2015 bereits Google Code aus dem Rennen. Das Ende von CodePlex deutete sich an, als Microsoft damit begann, seine eigenen Open-Source-Projekte auf GitHub zu veröffentlichen. Nach eigenen Angaben arbeiten über 16.000 Entwickler an Microsofts Projekten in GitHub-Repositories – darunter prominente Software wie .NET, Visual Studio Code oder TypeScript. Auch hausintern ist Git das Mittel der Wahl: Mittlerweile findet in Redmond die gesamte Versionsverwaltung für den nicht öffentlichen Windows-Code in eigenen Git-Repositories statt.

Die Bedeutung der eigenen Lösung CodePlex schwand im gleichen Maße, wie sich die auf Git basierenden Lösungen ausbreiteten. Dass Microsoft sich von CodePlex trennt, ist ein logischer Schritt – der Zeitplan könnte aber zu Problemen führen. Viele häufig heruntergeladene Projekte stehen noch ausschließlich auf dieser Plattform zum Download bereit – unabhängig davon, ob sie aktiv entwickelt werden. Sollten die Entwickler nicht rechtzeitig reagieren, verschwinden ihre Werke nach der Abschaltung in einem CodePlex-Archiv. Welchen Funktionsumfang das haben wird und ob beispielsweise eine Suchfunktion erhalten bleibt, ist noch nicht bekannt. Eine Möglichkeit, die neue Heimat eines Projektes bekanntzugeben, hat Microsoft bereits geschaffen – Projekte können mit einem „Wir sind umgezogen“-Banner markiert werden. Ebenso gibt es einen Leitfaden, um das gesamte Projekt zu GitHub umzuziehen – natürlich ohne die alte Projekt-Community und die Bewertungen. Vor allem im Bereich der .NET-Entwicklung ist deren Stellenwert nicht zu unterschätzen.

Auf Nachfrage konnte Microsoft keine Auskunft darüber geben, ob ein Alternativplan existiert, falls zu viele Projekte nicht rechtzeitig handeln. Aktuell deutet nichts darauf hin, dass der Softwarekonzern von seinem Plan abweichen könnte.

Entwickler, die ihre Software noch auf der Plattform verwalten, sollten sich nach einer Alternative umschauen. Neben GitHub sind Bitbucket und GitLab die größten Anbieter auf dem Markt. (jam@ct.de)