c't 2/2017
S. 116
Kinderleicht
Katamaran mit Lüfterantrieb
Aufmacherbild

Luftikus

Einen Katamaran mit PC-Lüfter-Antrieb basteln

Spielzeugboote mit Motor bekommt man im Laden an der Ecke. Aber das ist langweilig. Und kostet Geld. Selbst machen lautet die Devise! Für einen in Eigenregie gebastelten Katamaran mit PC-Lüfter-Antrieb braucht man im Idealfall weder viele Vorkenntnisse noch Geld noch exotische Bauteile.

Zum Kasten: Der c’t-Tipp für Kinder und Eltern

Selbst machen ist in! Im Internet findet man jede Menge Anleitungen für Bau- und Bastelprojekte, von intelligenter Beleuchtung bis zur Retro-Arcade-Machine. Bevor Sie selbst aktiv werden und sich an komplexe Maker-Projekte wagen, starten Sie mit einem einfachen Vorhaben, das garantiert gelingt. Dafür bietet sich beispielsweise ein Wasserfahrzeug mit PC-Lüfter-Antrieb an. Das baut man ohne große Vorkenntnisse zusammen; die Zutaten wie PC-Lüfter, Schalter sowie Anschlusskabel für die Batterie findet man in ausrangierten Computern und Elektrogeräten im Keller. In unserem Beispiel entsteht, in Anlehnung an eine Bastel-Anleitung der Nachwuchs-Maker-Website Tuduu.org [1], ein Wasserfahrzeug auf Styropor-Basis, genauer: ein Katamaran. Für ein individuelles Aussehen lässt sich das Gefährt mit Lego-Steinen pimpen.

Umweltfreundlicher Elektroantrieb

Im ersten Schritt bauen Sie aus wenigen Komponenten einen einfachen Stromkreis für den Antrieb zusammen. So wissen Sie später, wie viel Platz die Elektronik an Deck einnehmen wird. Der Stromkreis besteht aus einer Batterie (9V-Block) mit Clip, einem Ein-Aus-Schalter und einem ausrangierten PC-Lüfter. Der Lüfter sollte mit mindestens 1400 Umdrehungen pro Minute arbeiten, damit er sein eigenes Gewicht und das von Batterie und Boot bewegen kann – es dürfen aber auch gerne deutlich mehr Umdrehungen pro Minute sein. Ein möglichst leichter Lüfter ist empfehlenswert; alte Exemplare muss man vor dem Einsatz gegebenenfalls reinigen. Im Beispiel haben wir die Minuspole von Batterie und Lüfter mit einer Lüsterklemme angeschlossen. Den Schalter verbindet man in einer Richtung mit dem Pluspol der Batterie, in der anderen mit dem 12-Volt-Anschluss des Lüfters. Jetzt kann man den „Motor“ des Bootes bequem ein- und ausschalten. Sollten Sie sich bei der Verkabelung des Lüfters unsicher sein, hilft beispielsweise die Website „Elektronik-Kompendium“ weiter (siehe Link am Ende des Artikels). Dort finden Sie die gängigsten Lüfteranschlüsse samt Kabelbelegungen.

Trockendock: Damit der Katamaran später nicht untergeht, sollte man die Schwimmkörper ausreichend groß dimensionieren.

Im nächsten Schritt entstehen die Schwimmkörper für den Katamaran. Dafür schneiden Sie vier gleich lange Streifen von einer Styroporplatte ab; zwei breitere und zwei schmalere. Heißkleber und Gewebeband verbinden je einen schmalen mit einem breiten Styroporstreifen. Im Beispiel haben wir, ebenfalls mit Heißkleber, auf jedem Schwimmkörper eine lange Lego-Technic-Stange befestigt. Diese Stangen dienen als Basis für die Legoplatten. So kann man später bei Bedarf mit immer neuen Aufbauten aus den bunten Steinchen experimentieren. Alternativ zurren Sie die Stangen mit Gummibändern an Deck fest und verhindern so, dass das Lego ins Wasser rutscht. So bleiben die Legoplatten vom Heißkleber verschont.

Gleichgewicht halten

Fixieren Sie nun den Lüfter hochkant an Deck. Platzieren Sie ihn so, dass sein Gewicht etwas nach hinten verlagert wird, das Boot dennoch möglichst sicher und austariert im Wasser liegt. Dabei hilft auch das Gewicht der Batterie, die ihren Platz etwas weiter vorne finden sollte. Probieren Sie verschiedene Positionen aus, bis es passt. Bei besonders schlanken Konstruktionen lohnt sich der zusätzliche Einsatz von Pontons an beiden Auslegern. Als Schwimmkörper kommen unter anderem kleine Plastikflaschen, Ü-Ei-Schalen, Korken und leere Zigarrenhülsen in Frage. Wichtig ist, dass man die Schwimmkörper wasserdicht versiegelt. Der Katamaran im Beispiel kommt nach ein wenig zusätzlicher Tüftelarbeit ohne Pontons aus.

Die Elektronik verschwindet in einem Kasten im Rumpf des Katamarans, der sie vor Spritzwasser schützt.

Vor der Jungfernfahrt verfrachten Sie die Batterie und den Großteil der Verkabelung in ein spritzwassergeschütztes Gehäuse. Eine kleine Keks- oder Bonbon-Dose reicht dafür aus. Der Schalter bleibt über eine Aussparung im Deckel erreichbar. Lego-Fans klickern sich einen solchen Kasten selbst zusammen. Dabei müssen sie nur aufpassen, dass dieser nicht zu schwer wird. Ansonsten schwimmt das Gesamtkonstrukt zwar, kommt aber nicht so richtig vom Fleck.

Dann der spannende Moment: Schwimmt das Boot oder geht es unter? Kleiner Tipp: Vor den Einsatz in der freien Natur sollte der Stapellauf in der heimischen Badewanne erfolgen, falls Nachjustierungen nötig werden. Wir hatten Glück, unser Katamaran ist nicht untergegangen und hat auf dem Tümpel wie erhofft Fahrt aufgenommen – siehe Online-Video. Zugegeben fährt er noch recht langsam und ein wenig wackelig, aber das Wichtigste ist: Das Bastelprojekt war erfolgreich.

Feintuning

Selbst wenn das Ergebnis noch nicht perfekt ist, wecken erfolgreiche Basteleien die Neugier am Tüfteln und Selbermachen. Im nächsten Schritt nimmt man sich den Antrieb vor und sucht nach Möglichkeiten, ihn zu tunen – ambitionierte Bastler arbeiten mit stärkeren Lüftern und mehreren Batterien, um für schnellere und längere Ausfahrten zu sorgen. Optional bringt man zu einem späteren Zeitpunkt einen Einplatinenrechner wie den Arduino ins Spiel und setzt diesen für die passende Bootsbeleuchtung ein. Ausrangierte Computertechnik findet ein zweites Leben als Verzierung an Deck und eine bunte Lackierung sorgt für den letzten Schliff. Kurzum: Das Projekt lässt sich fast beliebig weiterspinnen. Vielleicht finden sich später im Freundeskreis Mitstreiter, die ebenfalls das Bastelfieber packt, sodass sie in einem Rennen die Leistung ihrer eigenen Konstruktionen mit der Ihres Bootes messen wollen.(mre@ct.de)

Weitere Bilder

Luftikus (1 Bilder)