Absichtliche GPS-Störungen nehmen zu
Zwei Ereignisse werfen ein schlechtes Licht auf die Verlässlichkeit der Satellitennavigation für zivile Nutzer: Beim G20-Gipfel in Hamburg warnten Luftsicherheitsbehörden mehrere Tage lang Piloten vor möglichen GPS-Störungen in der Nähe des Hamburger Flughafens, eine ähnliche Warnung gab das US-Militär voriges Jahr für Südkalifornien ab.
Am 22. Juni meldete ein Schiff im Schwarzen Meer nahe Noworossijsk Probleme mit dem GPS-Empfang. Der Kapitän fragte bei der für GPS zuständigen Küstenwache nach den Ursachen. Eine absichtliche Verschlechterung der Genauigkeit kam nicht in Frage, denn die kann das US-Militär als Betreiber seit 2001 nicht mehr aktivieren. Defekte Geräte schieden nach Überprüfung ebenfalls aus, zudem hatten mehr als 20 Schiffe in der Nähe das gleiche Problem: Zeitweise zeigten deren Navigationsgeräte keine Position an, zeitweise eine um 25 Seemeilen falsche, obwohl die GPS-Geräte auf den Schiffen korrekten GPS-Datenempfang meldeten.
Der Kapitän eines Schiffes sandte der US-amerikanischen Resilient Navigation and Timing Foundation Fotos der Statusanzeige seines GPS-Gerätes und weiteres Material zu. Alles deutet auf GPS-Spoofing hin, also das absichtliche Aussenden gefälschter GPS-Daten, in diesem Fall wohl von einem getauchten U-Boot aus. Die russische Zeitung Iswestija berichtete schon 2016, dass 250.000 russische Mobilfunkmasten mit entsprechender Störtechnik ausgestattet sind, doch ist dies der erste gut dokumentierte Fall von GPS-Spoofing.
Das kann auch andere zivile Satellitennavigationssignale treffen. Daher entwickeln immer mehr Länder wie China, Russland, Saudi Arabien, Südkorea und Iran weitere Standbeine für die Navigation. In den USA passierte im Juli die Gesetzesvorlage zur Homeland Security das Repräsentantenhaus, die in Sektion 5411 den Aufbau eines störsicheren Systems namens eLoran beschloss. Es arbeitet auf Langwelle, soll in drei Jahren betriebsbereit sein und als Backup dienen. (mil@ct.de)