c't 10/2017
S. 68
Reportage
Internet in Kuba
Aufmacherbild
Bild: Jauretsi CC BY-SA 2.0

Surfen auf Kuba

Museale Infrastruktur, strenge Kontrollen, kreative Lösungen: Wie Kuba ins Netz geht

So vorsichtig wie die kubanische Regierung sich dem Westen öffnet, so langsam sind auch die Internet-Zugänge in dem Land. Doch die Bürger lassen sich nicht ausbremsen – sie finden abseits der offiziellen Angebote eigene Wege.

Internet?“ fragt mich der Herr, der an der Ecke Avenida Italia y Trocadero in Havanna Centro herumsteht. Er hätte auch „Taxi!“ rufen oder „Chica?“ wispern können, womit die Spannweite des Straßenhandels schon ziemlich genau umrissen ist. Das Angebot für Transport und Begleitung richtet sich vor allem an Touristen – für die Kubaner selbst ist aber das Internet die reizvollste Offerte. Überall in Parks, auf Straßen und Plätzen sitzen Einheimische in kleinen oder größeren Gruppen und hantieren mit ihren Moviles, den Smartphones.

Nach über 50 Jahren Abschottung öffnet die Regierung das Land zaghaft. Der politische Wandel, das ist fast einhelliger Konsens, muss sein – über das Ziel und die Geschwindigkeit gibt es aber viele Ansichten. Die Art und Weise, wie die Kubaner online gehen, ist typisch für diese Lage. Die Regierung verkabelt die Insel nur im Zeitlupentempo und blockiert unangenehme Inhalte. Aber die Kubaner finden eigene Wege ins Netz. Wege, von denen niemand sicher sagen kann, ob sie erlaubt oder verboten sind. Oder, um es mit den Worten meines Vermieters zu sagen: „In Kuba ist alles verboten und alles erlaubt.“