c't 8/2016
S. 96
Hintergrund
Heim-Server-Hardware
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Von Raspi bis Raser

Hardware für Heim-Server

Mit der Bezeichnung Server sind ganz unterschiedliche Geräte gemeint: Mal ein 80 000-Euro-Monster mit acht Prozessoren und 2 TByte RAM, mal ein Raspberry Pi mit OwnCloud oder auch ein NAS als File-Server. Was für Ihren persönlichen Server taugt, hängt von den gewünschten Aufgaben ab.

Server für Familien, WGs und Kleinbüros sollen stets erreichbar und zuverlässig sein. Das teilen sie mit ihrer Profi-Verwandtschaft, die zu Hunderten die Racks in Rechenzentren bevölkert. Doch welche Hardware am besten passt, bestimmen letztlich der Einsatzzweck und die dafür gewählte Software. Als Smart-Home-Zentrale mag ein Raspberry Pi für 40 Euro genügen, für File-Server empfiehlt sich ein Netzwerkspeicher (NAS), den man als Leergehäuse für zwei Festplatten ab etwa 90 Euro bekommt. Und für etwas mehr als 200 Euro gibt es den ProLiant Microserver Gen8 von HPE in einer Minimalausstattung mit Celeron und 2 GByte ECC-RAM, aber schon mit Fernwartung und Software-RAID. Und wenn Geld keine große Rolle spielt, kann man sich auch opulent ausgestattete Maschinen in die Wohnung stellen.

Die Frage lautet also: Welche Hardware-Plattform passt zu meinen individuellen Anforderungen, arbeitet so sparsam und leise wie möglich und ist dennoch bezahlbar?

Typenkunde

Einige Server-Funktionen stehen in vielen Haushalten ohnehin schon bereit, ohne dass zusätzlich Anschaffungen nötig wären: Manche DSL-/WLAN-Router wie die Fritzbox arbeiten als File-Server, wenn man USB-(3.0-)Speicher anschließt, oder steuern Smart-Home-Geräte wie DECT-Schaltsteckdosen. Den Funktionsumfang bestimmt aber im Wesentlichen der Hersteller, bei der Software gibt es nicht viel Auswahl.

Die Performance des Raspberry Pi – hier Version 3 – reicht durchaus für OwnCloud, Datentransfers laufen aber langsam.

Das sieht bei dem Kleinstcomputer Raspberry Pi (Raspi) schon besser aus, für den es eine gewisse Auswahl an (Linux-)Betriebssystemen gibt und viel Software. Der Raspi ist zudem sparsam (2 Watt im Leerlauf), hat aber nur die Rechenleistung eines Smartphones, höchstens 1 GByte RAM und lahme Schnittstellen wie USB 2.0 und Fast Ethernet. Letzteres überträgt maximal 12 MByte/s, das ist bloß ein Drittel der Geschwindigkeit eines guten USB-2.0-Sticks (36 MByte/s). Erweitern lässt sich ein Raspi nur mit einer größeren Micro-SD-Karte oder per USB.

Wer zentralen Speicher im LAN braucht, verwendet besser interne (SATA-)Festplatten: 2,5-Zoll-Laufwerke gibt es mit bis zu 2 TByte Kapazität, 3,5-Zoll-Platten fassen bis zu 10 TByte. Geht es im Wesentlichen um Netzwerkspeicher, empfiehlt sich Network Attached Storage (NAS) als Fertiggerät: Boxen mit zwei Einschüben für 3,5-Zoll-Platten bekommt man ab etwa 90 Euro [1]. In diesen Billig-NAS stecken Systems-on-Chip (SoCs), oft mit ähnlichen, eher schwächeren ARM-Rechenkernen als beim Raspi 3. Doch anders als der Raspi-Chip sind NAS-SoCs mit Gigabit-Ethernet, SATA und USB 3.0 für flotte Datentransfers gerüstet. Damit bringen es auch einfache NAS immerhin auf über 60 MByte/s; maximal sind mit Gigabit-Ethernet rund 110 MByte/s drin.