c't 8/2016
S. 144
Hintergrund
Kopierschutz bei E-Books
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Schluss mit Schloss

Schleichende Abkehr von Kopierschutz bei E-Books

Viele Verlage sprechen sich inzwischen gegen harten Kopierschutz aus. Trotzdem sind die meisten ihrer E-Books noch immer mit DRM-Technik verschlüsselt – zumindest wenn man sie bei Amazon, Tolino oder Kobo herunterlädt. Auf anderen Plattformen bekommt man viele Bücher bereits legal auch ohne DRM – komplett ohne Kopierschutz oder mit Wasserzeichen.

Angekündigt haben sie die Revolution. Doch daran mitzumachen fällt vielen Verlagen ein dreiviertel Jahr später immer noch schwer. Im Sommer 2015 entschieden sich die drei großen Verlagshäuser Bonnier, Holtzbrinck und Random House, künftig nicht mehr Adobe DRM einsetzen zu wollen. Statt dem „harten“ Kopierschutz, der Bücher mit einem Nutzerkonto verknüpft und verschlüsselt, wollten sie in ihre E-Books Wasserzeichen einbauen – eine deutlich „weichere“ und nutzerfreundlichere Kopierschutzmaßnahme. Der Schritt gleicht einem Paukenschlag, denn schließlich zählen zu den drei Konzernen in Deutschland so prominente Verlage wie Heyne, Rowohlt, Ullstein und Suhrkamp.

Tatsächlich: In unseren Stichproben aus 50 aktuellen Bestsellern und Klassikern sind 70 Prozent auch ohne DRM verfügbar – ein Riesenschritt gegenüber den 20 Prozent in unseren Test-Warenkörben vor eineinhalb Jahren. Doch der Markt ist fragmentiert. Nur im Ciando-Shop konnten wir tatsächlich den Großteil unseres Test-Warenkorbs ohne DRM einkaufen, Shops der Tolino-Allianz wie ebook.de und Osiander bieten gerade mal 28 Prozent DRM-frei an. Wer die gleichen Bücher bei Amazon oder Kobo kauft, bekommt noch weniger davon ohne harten Kopierschutz. Während die Verlage überall gleiche Preise durchsetzen, kommt es beim Kopierschutz also ganz darauf an, wo man das Buch herunterlädt.

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