5-GHz-Breitband-Datenfunk für die Seeschifffahrt
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat auf der Nordsee Tests mit Datenübertragungen im 5-GHz-Spektrum für maritime Zwecke durchgeführt. Die Technik soll den Sprech- und Datenfunk im Mittel- bis Ultrakurzwellenbereich ergänzen, der weiterhin das Rückgrat der Kommunikation auf See bildet. Für den Transfer großer Datenmengen sind die herkömmlichen Kanäle aber nicht geeignet – und Satellitenkommunikation ist teuer. „Derzeit existiert im maritimen Bereich noch keine günstige, robuste Alternative, um umfangreichere Informationen auszutauschen“, erklärt Dr. Simon Plass vom Institut für Kommunikation und Navigation des DLR.
Das DLR forscht deshalb schon länger an neuen digitalen Kommunikationstechnologien für den Einsatz auf See. Dabei konzentrieren sich die Wissenschaftler vor allem auf Datenübertragungen im 5-GHz-Spektrum. Allerdings war bislang nur wenig darüber bekannt, wie sich reale Bedingungen auf See auf die 5-GHz-Signalübertragung auswirken – zum Beispiel bei mehreren Meter hohen Wellen. Auch Inseln sowie künstliche Hindernisse wie Leuchttürme, Offshore-Windparks und andere Schiffe können die Ausbreitung der Funksignale stören.
Nachdem das DLR bereits erste Versuche auf der (ruhigeren) Ostsee durchgeführt hatte, um Übertragungskanäle eines selbst entwickelten 5-GHz-Hochleistungsfunksystems zu testen, schickten die DLR-Forscher jetzt zwei hochseetaugliche Schiffe in die Nordsee. Der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ und das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ mussten bei hohem Seegang verschiedene Manöver durchführen, darunter paralleles Fahren, kreuzen und auf unterschiedlichen Routen die Helgoland vorgelagerte Insel „Düne“ umrunden. Zusätzlich wurden Messungen vom Leuchtturm Helgoland bis zum 25 Kilometer entfernten Windpark Helgoland durchgeführt.
Die gewonnenen Daten wollen die DLR-Wissenschaftler nutzen, um ein Vorhersagemodell zur Funkwellenstreuung auf See zu berechnen. Auf dieser Grundlage sollen dann Lösungen für Sende- und Empfangsgeräte entwickelt werden, mit denen sich Störeinflüsse wie zum Beispiel hohe Wellen reduzieren lassen. Dabei greifen die Forscher auch auf Radarbilder des Satelliten TerraSAR-X sowie Bojen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zurück, die Informationen zu den Wellenhöhen während der Messungen liefern.
Mit einer breitbandigen 5-GHz-Kommunikationslösung könnten laut DLR zum Beispiel Seenotrettungskreuzer bei Notfällen schon auf dem Weg zum Einsatzort erste medizinische Anweisungen über eine Videoschaltung liefern. Auch das Versenden von Informationen zur Verkehrslage etwa in Form von Radarbildern wäre damit ohne Umweg über einen Satelliten möglich. Gefördert wird das DLR-Projekt noch mindestens bis zum Jahr 2021. (pmz@ct.de)