c't 5/2016
S. 32
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Android
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Alles auf grün

Android: MWC, Galaxy S7, Virtual Reality, Uhren-Updates

Das Android-Jahr 2016 nimmt Fahrt auf: Auf dem Mobile World Congress präsentieren Dutzende Hersteller neue Smartphones, Google liefert Marshmallow für Uhren aus und bereitet seine Entwicklermesse Google I/O vor.

Wenn Ende Februar die Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona eröffnet, könnte genauso gut „Android World Congress“ drüber stehen. Google hat einen riesigen Android-Stand aufgebaut und Android-Chef Sundar Pichai höchstpersönlich macht seine Aufwartung. Fast alle Hersteller von Android-Telefonen, -Tablets und -Uhren sind da und präsentieren neue Gadgets.

In Barcelona entscheidet sich aber auch die Zukunft der Mobilfunktechnik: Provider, Infrastruktur-Unternehmen, Chip-Hersteller zeigen, diskutieren und beschließen, wie die Standards von morgen und übermorgen aussehen sollen – etwa 5G, Mobile Pay, Smart-Home-Schnittstellen.

G5 oder S7?

Mussten wir noch vor zwei Wochen über das Samsung Galaxy S7 orakeln, scheinen sich kurz vor dem MWC viele Gerüchte zu bestätigen und neue kommen hinzu. Vorab veröffentlichte Fotos zeigen ein Galaxy S7 Edge, dessen 5,5 Zoll großes Display zu den Seiten wie beim Vorgänger abgerundet ist. Dem mit 5,1 Zoll kleineren S7 fehlt diese runde Display-Kante: Das Rückseitenglas ist aber bei beiden Geräten zu den Seiten hin leicht gerundet. Klingt vertraut? Stimmt, von den Vorgängern heben sich die Modelle optisch kaum ab. Technisch heißt es wohl an zwei Stellen sogar: Back to the roots. Sowohl der MicroSD-Kartenslot kehrt zurück als auch das wasserdichte Gehäuse – beides hatte Samsung für das schicke Design beim S6 weggelassen. Gewissheit über die Ausstattung bringt der Vorabend der Messe, an dem Samsung die beiden Smartphone vorstellen will.

Samsung hat gute Chancen, mit dem Galaxy S7 den Titel „Messe-Highlight“ einzuheimsen, doch „Erster!“ rufen darf der koreanische Konkurrent LG. Der hat sich nämlich schon für Sonntag Nachmittag eine Event-Halle in der Innenstadt Barcelonas reserviert und präsentiert dort das LG G5. Kein anderer Hersteller ist beim Geheimhalten so schlecht wie LG – oder ist das PR? –, deshalb ist vorab schon fast alles bekannt: Metallgehäuse, austauschbarer Akku, High-End-Hardware; der Ein-/Ausschalter wandert von der Rückseite wieder an den Smartphone-Rand. Groß feiern will LG das Feature „Always on“: Auch im Standby-Betrieb zeigt das Display die Uhrzeit an und meldet, ob Nachrichten eingegangen sind. So was machen Nokia und Samsung schon lange, aber bei ihren Smartphones mit AMOLED-Display verbrauchen ein paar Icons auf schwarzem Hintergrund kaum Strom. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass das G5 anders als die Vorgänger auch AMOLED spendiert bekommt.

Virtual Reality

Nichts Neues, dafür alles Alte wird Google auf dem MWC präsentieren. Traditionell nutzt der Suchmaschinenriese die Mobilfunkmesse, um an vielen kleinen Ministänden sein Portfolio von Android-TV bis Cardboard-VR auszufächern. Neue Soft- und Hardware spart man sich bis Mai auf, denn dann findet in Kalifornien der eigentliche Android World Congress statt: die Entwicklerkonferenz Google I/O. Dort wird sich Google der Frage stellen müssen, wie es im Jahr der Oculus Rift und HTC Vive mit dem Virtual-Reality-Projekt Cardboard weitergeht. Die Financial Times berichtet, Google arbeite an einem Upgrade der Brille: Plastik statt Pappe, mit integrierten Sensoren und besseren Linsen (siehe Artikel S. 28). Zudem soll es ein zweites Modell geben, bei dem die Displays direkt eingebaut seien, und es funktioniere autark ohne Smartphone oder PC. Die nächste Version von Android soll VR nativ unterstützen.

Marshmallow für Uhren

Aber wieso schon über die nächste Android-Version sprechen, wenn bisher kaum jemand das aktuelle Android 6.0 Marshmallow hat? Seit der vergangenen c’t hat sich der Anteil bei Smartphones und Tablets von 0,7 auf gerade mal 1,2 Prozent erhöht. Das ist selbst für Android-Verhältnisse lahm. Bei Android Lollipop war man zum selben Zeitpunkt nach der Erstveröffentlichung bereits fast bei 10 Prozent. Die Update-Versorgung bei Android hat sich 2016 verschlechtert, nicht verbessert.

Immerhin kommt bei den Smartwatches Bewegung ins Spiel: Neuere Android-Wear-Uhren wie die Urbane von LG, die Zenwatch-Modelle von Asus, Sonys Smartwatch 3 und die 360er von Motorola bekommen derzeit bereits das Update auf Android Wear 6.0.1. Das ist zwar nicht ganz mit Marshmallow für Smartphones vergleichbar, erbt aber einige Funktionen wie die Schlummerfunktion Doze. Der eingebaute Beschleunigungssensor erkennt, wenn die Uhr nicht getragen wird und beispielsweise nachts auf dem Tisch liegt. Die Doze genannte Funktion (Dösen, Schlummern) schickt die Hardware dann in einen stromsparenden Tiefschlaf.

Die neue Gestensteuerung dürfte ein paar weitere Prozent aus den Akkus kitzeln: Bislang schalten sich die Displays automatisch ein, wenn man das Handgelenk zum auf die Uhr schauen nach oben dreht, und bleibt bis zum voreingestellten „Timeout“ an. Mit Marshmallow schaltet es sich sofort wieder aus, sobald man den Arm senkt.

Mit der Drehung des Handgelenks kann man künftig nicht nur durch Benachrichtigungskarten navigieren, sondern auch die Menüleiste am oberen Bildrand öffnen oder durch die installierten Apps scrollen. Beides ist natürlich nur sinnvoll, wenn man dann die gewünschte App oder Einstellung auch auswählen kann. Das klappt fortan durch Absenken des Arms. Um wieder zum vorigen Bildschirm zurückzukehren, hebt man den Arm wieder an.

Marshmallow für Uhren bringt Unterstützung für eingebaute Lautsprecher mit, wovon die Huawei Watch und die Zenwatch 2 mit ihren Mini-Lautsprechern profitieren. Sie können künftig Benachrichtigungen abspielen und eventuell kann man über die Smartwatch sogar telefonieren. (spo@ct.de)