c't 5/2016
S. 75
Reportage
Handy-Recycling
Aufmacherbild

Sammeln, schreddern, schmelzen

Wie Elektronik recycelt wird

In Lünen steht eine der größten E-Schrott-Schmelzhütten der Welt. Aus alten Handys und Computern werden hier Kupfer und Edelmetalle gewonnen – für neue Handys und Computer.

Holt das Gold aus dem Handy: Aurubis-Manager Andreas Nolte

Was für ein trauriger Haufen. Nokia-Knochen, Motorola-Klapphandys, Samsung-Slider. Zertrümmert, verdreckt, wertlos. Kann man so sehen, muss man aber nicht: „Zehn Tonnen, das macht 100 000 bis 130 000 Euro Rohwert“, rechnet Andreas Nolte vor. Für den Aurubis-Manager liegt hier in der Lagerhalle der Schmelzhütte in Lünen bei Dortmund kein Schrotthaufen, sondern „High-Grade-Ware mit hohem Edelmetallgehalt“.

Die meisten Handys in dieser Charge stammen aus Afrika und Südamerika.
In der Gießhalle brennt ein Arbeiter mit einer Eisenlanze einen Kanal durch zu früh erstarrtes Kupfer frei.
Sie werden geschreddert … Foto: Aurubis
… und eingeschmolzen. El Arbi Habib überwacht Temperatur und Schadstoffentwicklung des Ofens.

So einen Goldschatz bekommen Nolte und seine 600 Kollegen selten zu fassen. Rund 50 Tonnen Handys schmelzen sie pro Jahr ein – mengenmäßig kaum nennenswert im Vergleich zu den 100 000 Tonnen sonstigem Elektronikschrott und 300 000 Tonnen Altmetall, Schlacken und restlichen Materialien, die sie jährlich verarbeiten. Daraus gewinnen sie 200 000 Tonnen Kupfer plus über ein Dutzend weitere Metalle. Das wertvollste Produkt ist jedoch der „Anodenschlamm“: ein dunkler Schlick, angereichert mit Gold, Silber, Platin und Palladium.