c't 3/2016
S. 188
Story
Aufmacherbild
Illustration: Susanne Wustmann, Dortmund

Wellenmagie

Jeden Morgen bei Sonnenaufgang fuhren sie auf der hölzernen Straße, gelegt aus Stämmen von Lärchen, Erlen und Fichten, bis zu deren Ende und begannen, mit Äxten Fichten, Erlen und Lärchen zu fällen, zu entästen, zu entrinden und mit diesen fast gleichdicken Stämmen, auf gleiche Länge geschnitten, die Straße zu verlängern, die scheinbar ziellos gewunden durch den Wald der endlosen Taiga glitt.

Die Straße ermöglichte es ihnen, zu den Bäumen zu kommen, mit denen sie die Straße bauen konnten, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, seit vielen Jahren, Stamm für Stamm. Bald würden sie eine neue Straße beginnen, die vierte, denn allmählich wurde der Weg vom Lager zum Kopf der Straße schon wieder zu weit. Und irgendwann würde Straße Eins erneuert werden müssen: Nach zehn Jahren begann das Holz zu faulen.