Studie zu WAP-Billing-Betrug: Jeder achte Handynutzer ist Opfer
Mobilfunkkunden werden immer wieder Opfer von Abrechnungsbetrug mit dem sogenannten WAP-Billing: Jeder achte war bereits einmal von unzulässigen Abbuchungen betroffen. Das hat die erste systematische Abschätzung zu dem Thema ergeben, die das Bundesjustizministerium für Justiz und für Verbraucherschutz beim Meinungsforschungsinstitut YouGov in Auftrag gegeben hat. Beim WAP-Billing ermitteln Website-Betreiber (Drittanbieter) die Mobilfunknummer jedes Seitenbesuchers über die veraltete WAP-Technologie, die ursprünglich etwa zur Abrechnung von Seitenabrufen diente. Der Netzbetreiber schickt daraufhin die MSISDN des Besuchers an den Drittanbieter, der dann betrügerische Summen über die Mobilfunkrechnung abrechnet. Das Geld leitet der Telefonanbieter an den Betrüger weiter.
Für die Studie sind im August 2016 mehr als 2000 Deutsche online repräsentativ befragt worden. Jeder zweite von ihnen war sich nicht bewusst, dass fremde Firmen direkt über die Mobilfunkrechnung Zahlungen einziehen können, auch ohne dass sie diesen zuvor explizit Abrechnungsdaten übermittelt hatten. Den Betroffenen, denen Kosten für nicht bestellte Leistungen entstanden sind, war zumeist nicht ersichtlich, für welche konkrete Leistung sie bezahlen sollten. Häufig behaupteten Drittanbieter, es sei ein Abo abgeschlossen worden.
Vorwiegend sind Männer zwischen 18 und 44 Jahren betroffen, so die Studie. Diese seien oft Vielnutzer von Telekommunikationsleistungen, nutzten technische Geräte umfassender als der Bevölkerungsschnitt – wiesen aber die gleichen Wissenslücken auf. Vielen Befragten war beispielsweise nicht klar, dass man bei seinem Mobilfunkanbieter eine dauerhafte Sperrung solcher Zahlungsforderungen verlangen kann (Drittanbietersperre).
YouGov fragte auch, wie die Mobilfunkanbieter mit dem Problem umgehen. Zitat aus der Auswertung: „Es fällt zwar auf, dass im Verhältnis zum Marktanteil überproportional viele Fälle bei Vodafone vorkommen. Dies liegt jedoch daran, dass Vielnutzer – die auch häufiger betroffen sind – Vodafone als Anbieter stärker präferieren als andere.“ O2 erstatte laut Befragung „deutlich häufiger als andere den vollen Betrag“ und liefere den Kunden Unterstützung. Abschließend urteilt YouGov, dass es Handlungsbedarf hinsichtlich WAP-Billings gebe. Das Problem habe ein Ausmaß erreicht, das sich „ohne kontrollierende Eingriffe noch deutlich vergrößern wird“. (Kai Rüsberg/dbe@ct.de)