c't 21/2016
S. 24
News
Peripherie

Neue Fabriken für OLEDs

Kein leckeres Zitroneneis, sondern hochreines OLED-Material, das Merck in seiner neuen Fabrik herstellt

Merck hat eine neue Produktionsstätte für OLEDs eingeweiht – dort wird Material produziert, das OLED-Fabriken in Asien nutzen. Der Darmstädter Materialspezialist verfünffacht mit der Fabrik seine Produktionskapazitäten für organisches Material. Gekostet hat die 3600 Quadratmeter große Fab rund 30 Millionen Euro. Der Reinraum ist 1200 Quadratmeter groß und wird per Wärmerückgewinnung beheizt. Bis 2018 will sich Merck als einer der führenden Hersteller von OLED-Material behaupten – im LCD-Bereich ist das Darmstädter Unternehmen bereits seit Jahren an der Weltspitze. Ziel sei die Produktion flexibler, aufrollbarer und druckbarer organischer Displays, etwa für Videowände oder Fenster. Klar, je größer die leuchtende Fläche, umso größer der Materialbedarf, umso besser für Merck.

Die OLED-Displays selbst werden in Korea, Taiwan und China gebaut. Zum Beispiel bei Everdisplay: Der chinesische OLED-Hersteller will 4,1 Milliarden US-Dollar in eine neue OLED-Fabrik der Generation 6 für Displays bis 13 Zoll investieren; monatlich sollen dort 30.000 Substrate vom Band laufen. Mit steigender Fab-Generation steigt auch die Größe der Muttergläser aka Substrate, aus denen die einzelnen Displays geschnitten werden. Die in Gen-6-Fabs verarbeiteten Substrate eignen sich besonders für kleine und mittlere Displaygrößen.

Ultrahochauflösende OLED-Mikrodisplays entwickelt der US-amerikanische Mikrodisplayspezialist eMagin für Videobrillen und Kamerasucher. So haben Sony und Panasonic jüngst Kameras vorgestellt, die ein OLED als Sucher nutzen.

Eine Fabrik für Muttergläser mit bislang nicht gekannten Abmessungen will TCL bauen. Der chinesische Displayspezialist hatte kürzlich seine ursprünglichen Pläne zum Bau einer Produktionsstätte für OLEDs und LCDs über Bord geworfen und verkündet, statt einer Fabrik der Generation 8.5 nun eine Fab der Generation 11 für noch deutliche größere Substrate bauen zu wollen. Bisher gibt es weltweit nur eine einzige Gen-10-Fab von Sharp, die das japanische Unternehmen beinah in den Ruin getrieben hat. In die ursprünglich von China Star und Samsung gemeinsam geplante TCL-Fabrik sollen jetzt knapp 7 Milliarden Dollar fließen. Die dortigen Substrate wären 3,37 m × 2,94 m groß – daraus lassen sich eine Menge Fernseher, Monitore und Notebook-Displays schneiden. Die Massenproduktion soll im April 2019 anlaufen und bei voller Auslastung monatlich 90.000 Substrate verarbeiten.

Wenn die Hersteller künftig tatsächlich Fabriken für derart große Substrate bauen und betreiben, sollten auch die Preise für größere OLEDs deutlich sinken. Bislang mangelt es noch an OLED-Monitoren und Notebooks und die OLEDs sind zwei- bis dreimal so teuer wie vergleichbare LCD-Geräte. Immerhin fallen die Preise für OLED-TVs aus der letzten Generation. So bekommt man LGs ultrahochauflösende OLEDs aus 2015 inzwischen für 2500 Euro statt wie vormals für 4000 Euro; die Full-HD-Varianten sind von 3000 auf 1600 Euro gefallen. Die aktuellen Modelle kosten allerdings immer noch deutlich mehr als LCD-TVs. So schlägt LGs 77-zölliges Topmodell mit 1,95-Meter-Diagonale mit satten 7000 Euro zu Buche. (uk@ct.de)

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HP sperrt mit Firmware-Update für Drucker Alternativpatronen

Seit dem 13. September drucken viele Tintendrucker und Multifunktionsgeräte von HP nicht mehr und melden stattdessen defekte oder falsche Patronen. Das betrifft Nutzer von HP-Officejet- und Officejet-Pro-Geräten, die billigere Nachbau-Patronen in ihren Druckern einsetzen. Die Ursache für den Druck-Streik ist ein Firmware-Update, das die mit dem Internet verbundenen Geräte automatisch installiert haben. Mit diesem Update können die Drucker nun die auf jeder Original-Patrone angebrachten HP-Chips von chinesischen Nachbau-Chips unterscheiden und verweigern bei Letzteren den Dienst. HP begründete das Update mit „neuen Features“, die „die Kommunikation zwischen der Tintenpatrone und dem Drucker sichern und HPs innovatives Produktangebot sowie geistiges Eigentum schützen.“ Wiederaufbereitete Patronen mit originalem HP-Chip sollen nicht betroffen sein. Tatsächlich funktionieren Alternativpatronen von Pelikan weiterhin.

Das Wettrennen zwischen Druckerherstellern und Anbietern von nachgebauten oder wiederbefüllten Patronen läuft schon seit Jahren. Anfangs kopierten die Nachbauspezialisten Patronenformen, später auch die Chips auf den Patronen. Die Druckerhersteller reagierten mit immer neuen Patronentypen. Seit Drucker sich übers Internet aktualisieren lassen, sperrten Hersteller wie HP und Samsung schon öfter Nachbau-Chips für ihre Geräte.

Allerdings reagieren die Hersteller der Alternativtinten oft sehr schnell: Nach einer Sperre durch ein HP-Drucker-Update im Jahr 2015 brauchte der chinesische Anbieter Ninestar nur wenige Tage für einen neuen und kompatiblen Chip. Aktuell meldet der Schweizer Anbieter Peach, seine Patronen würden mit einem modifizierten Nachbau-Chip in den Officejet-Druckern wieder funktionieren. Peach-Kunden können ihre gesperrten Patronen über den Online-Shop des Anbieters oder beim Fachhändler umtauschen. (rop@ct.de)