c't 21/2016
S. 78
Hintergrund
Electronics Goes Green 2016
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ERI betreibt einige der größten E-Schrott-Schredder in den USA, möchte aber in Zukunft Ersatzteile aus dem Müll „ernten“. Bild: ERI

Entsorger-Sorgen

Es fehlt an Konzepten zur Vermeidung von Elektronik-Schrott

Die beste Wachstumsbremse für Elektroschrottberge wären längere Nutzungszeiten der Geräte. Doch das lässt sich nicht von heute auf morgen erzwingen. Experten stellen auf einer Green-IT-Konferenz Ideen vor, wie sich Geräte billiger reparieren und besser wiederverwerten lassen, etwa mit Ersatzteilen vom Wertstoffhof.

Elektroschrott und darunter vor allem IT-Geräte und Smartphones sind der am schnellsten anschwellende Müllstrom auf dem Planeten. Zahllose Gesetze und Vorschriften versuchen das zu ändern, doch bei der Umsetzung hapert es an allen Ecken. Von einer Kreislaufwirtschaft, die Deutschland und die EU eigentlich anstreben, ist die Branche weit entfernt. Nur Bruchteile der eingesetzten Materialien werden bisher aus dem Schrott extrahiert. Vor allem auf das wertvolle Gold und Kupfer, die sich relativ leicht durch das Einschmelzen geschredderter Platinen gewinnen lassen [1], haben es Recycling-Betriebe abgesehen. Für viele andere Stoffe, deren Produktion die Umwelt stark belasten oder die giftig sind, gibt es lediglich Konzepte, manchmal erst Ideen – weit von der Rentabilität entfernt. Was also soll man tun? Darüber diskutierten fast 400 Experten aus mehr als 30 Ländern bei der Konferenz Electronics Goes Green 2016.

Ministerien und Institutionen fördern die Forschung in diesem Bereich kräftig, am Gedankenaustausch in Berlin beteiligten sich außer Forschern aber auch Vertreter von Herstellern, Entsorgungsfirmen und Nichtregierungsorganisationen wie Germanwatch. An Regelungen scheint es nicht zu mangeln, wie ein Hersteller beklagte: Über 450 verschiedene Vorschriftenwerke zu Green IT und Entsorgung gibt es demnach auf der Welt. Manche davon lassen sich nicht gleichzeitig erfüllen. Bei anderen Vorschriften dauert die Verabschiedung viel zu lange im Vergleich zur rasanten Entwicklung der Produkte, für die sie gelten sollen. Heiß diskutiert wird deshalb, ob Ökodesign-Vorgaben auch soziale Mindeststandards enthalten sollen, etwa in Bezug auf Kinderarbeit, Lohngerechtigkeit und Arbeitsschutz. Denn das kann die Erarbeitung und Novellierung einheitlicher Standards weiter verzögern, zumal für klare Entscheidungen bei diesen Themen oft die belastbare Datenbasis fehlt.

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