c't 20/2016
S. 16
News
iPhone 7 im Kurztest
Aufmacherbild

Upgrade mit Abstrichen

Apple iPhone 7 im Kurztest und die Apple Watch Series 2

Wir konnten das Apple iPhone 7 und iPhone 7 Plus ersten Tests unterziehen. Damit steht fest: Apple erfindet das Smartphone nicht neu, wagt aber mutige Schritte wie eine Zoomkamera, um technisch zu den Android-Konkurrenten aufzuschließen. Die Apple Watch Series 2 hat nun GPS und ist wasserdicht.

Die hohen Ansprüche an Apples Veranstaltungen können gar nicht mehr erfüllt werden, weil Blogger und Fans jedes Mal die Neuerfindung des Computers, des Smartphones oder gar des Autos erwarten. Auch die vor Kurzem vorgestellten iPhone 7 und iPhone 7 Plus werden die Welt der Smartphones und Gadgets nicht auf den Kopf stellen, hinterließen im ersten c’t-Labortest aber den Eindruck eines durchdachten Gesamtkonzepts.

Wieder gibt es eine iPhone-Version mit 4,7 Zoll Display-Diagonale und ein Plus-Modell mit 5,5 Zoll. Jenseits des größeren Bildschirms besitzt das iPhone 7 Plus zwei Kameras mit verschiedenen Brennweiten – dazu gleich mehr. Die Speicherausstattung hat Apple endlich angepasst: Die 16- und 64-GByte-Versionen verschwinden aus dem Programm. Stattdessen ist das jeweils preiswerteste Modell mit 32 GByte ausgestattet. Hinzu kommen 128 und 256 GByte.

Für die Alurückseite kann man nun zwischen fünf Farben wählen: Gold, Rosa, Silber, Dunkelgrau – und als neue Option glänzendes Schwarz („Diamantschwarz“). Dunkelgrau und Schwarz kommen mit einer schwarzen Vorderseite, die anderen mit einer weißen. Diamantschwarz gibt es nur mit 128 oder 256 GByte Flash-Speicher.

Statt besonders edel wirkte die Diamantschwarz-Oberfläche unseres Testgeräts eher billig. Das Problem: Dass es sich bei der Oberfläche um eloxiertes Aluminium handelt, erkennt man nicht. Stattdessen erinnert die Rückseite an das Plastikgehäuse des Budget-Phones iPhone 5c. Zudem macht sich jeder Fingerabdruck auf der schwarzen Fläche bemerkbar; auf den matten Farbvarianten fallen sie hingegen kaum auf. Apple selbst weist im Online-Shop darauf hin, dass „mit der Zeit winzige Abnutzungserscheinungen sichtbar werden“ können und empfiehlt eines seiner Cases für die Hochglanzversion. Dann sieht man allerdings nichts mehr vom Diamantschwarz.

Weitere Änderungen betreffen den Home-Button unterm Display. Es handelt sich nicht mehr um einen mechanischen Knopf, sondern um eine druckempfindliche „Force-Touch“-Fläche, die den Druck per Sensor erfasst und den „Klick“ durch kurze kräftige Vibration simuliert. Gegen Wasser und Staub sind die Telefone nun offiziell nach Schutzart IP67 geschützt, können also zeitweise untergetaucht werden. Ansonsten hat sich am Gehäuse-Design kaum etwas geändert; die neuen iPhones sehen ihren Vorgängern zum Verwechseln ähnlich – bis auf ein zwei Details.

Adieu Kopfhörerbuchse

Die Antennen wurden in die Gehäusekanten verlegt und fallen kaum noch auf. Doch für die meisten Diskussionen nach der Präsentation hat Apples Entscheidung gesorgt, den Kopfhöreranschluss, also die 3,5-mm-Klinkenbuchse, wegzulassen. Zwar passt das zur minimalistischen Design-Philosophie, doch selbst das umstrittene MacBook hat außer einem Typ-C-Anschluss immer noch eine Klinkenbuchse. Kopfhörer und andere Audiogeräte müssen nun entweder über die Lightning-Buchse – den einzig verbliebenen Anschluss – verbunden werden oder kabellos arbeiten. Die weiterhin mitgelieferten EarPods verfügen nun über einen Lightning-Stecker, sind aber ansonsten unverändert. Für traditionelle Kopfhörer liegt jedem 7er-iPhone ein Kabeladapter mit Klinkenanschluss bei. Einzeln kostet dieser 9 Euro, die EarPods unverändert 35 Euro.

Am eingebauten Lautsprecher des iPhone 7 und des iPhone 7 Plus hat sich auch etwas getan: Im Quermodus wird der Mono-Lautsprecher durch den zweiten im Telefonhörer unterstützt. Im Test gefiel uns der überraschend räumliche Stereoklang. Für die Größe war der Sound brauchbar und eine deutliche Steigerung gegenüber dem Monoklang der Vorgänger. Apple gibt den Maximalpegel als doppelt so hoch an wie bei den Vorgängermodellen und es reicht tatsächlich für die Beschallung eines kleinen Zimmers.

Doppelkamera

Auch die Kamera des kleinen iPhone 7 ist nun wie beim Plus-Modell mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der besonders in Full-HD-Videos mit 60 fps für ein begeisternd gutes Bild sorgt. 4k-Videos wackeln zwar ein bisschen, liefern aber sonst kaum Grund zur Kritik. Selbst die Android-Referenz Samsung Galaxy Note 7 dreht nicht so beeindruckende Videos.

Bei Fotos wendet sich das Blatt ein wenig zu Gunsten von Note 7 beziehungsweise Galaxy S7: Die Fotos der iPhones zeigen viel Schärfe und gemessen an den 12 Megapixeln einen hohen Detailgrad. Im Dunkeln bei weniger als 5 Lux rauschen sie weniger als ihre Vorgänger – auch dank der neuen Blende von f/1.8. Doch bilden sie Farben noch blasser ab als das iPhone 6s und das 6s Plus. Auch der Kontrast lässt zu wünschen übrig. Die Samsung-Konkurrenten übertreiben es bei beiden Werten zwar ein bisschen, doch insgesamt wirken deren Bilder lebendiger und unterm Strich realistischer. Zudem haben sie weniger Probleme in schlechtem Licht. Da beide Smartphone-Hersteller Sony-Sensoren verwenden – vermutlich sogar dasselbe Sensormodell –, sind die Unterschiede wahrscheinlich auf Objektiv und Software zurückzuführen.

Das Highlight des iPhone 7 Plus ist die zweite Rückkamera mit 2-fach-Teleobjektiv. In der Kamera-App wechselt man per Schaltfläche zwischen den beiden Kameras oder zoomt wie gewohnt per Fingerbewegung; bei der zweiten Methode fällt beim Übergang zwischen Zoom-Stufe 1,9 und 2,0 ein kleiner Helligkeitssprung auf, wenn das Gerät intern zwischen den Kameras umgeschaltet wird. Der Fotosensor ist der gleiche wie in der Standard-Kamera; entsprechend fallen die Messwerte auch so gut wie gleich aus. Dank Bildstabilisator bleiben Bilder trotz des Zooms scharf. Videos geraten etwas unruhiger, verursachen aber bei Weitem keine Übelkeit. Nur im Dunkeln tritt mehr Rauschen auf, da das Teleobjektiv nicht ganz so lichtstark ist.

Quad-Core-Premiere

Im Inneren der iPhones werkelt zum ersten Mal ein Quad-Core-Prozessor, der neue Apple A10. Zwei Kerne arbeiten besonders stromsparend, zwei haben ordentlich Rechen-Power – ein Konzept, das in Android-Smartphones Standard ist. Unser Test mit dem Benchmark Geekbench zeigt, dass unter Volllast nur die beiden starken CPU-Kerne rechnen. Doch auch das reicht für Rekordwerte: Mit 3357 Punkten im Single-Core-Test und 5266 Punkten im Multi-Core-Modus erreicht das iPhone 7 etwa 30 Prozent höhere Werte als sein Vorgänger; für das Plus-Modell mit Werten von 3469 beziehungsweise 5649 gilt das Gleiche. Zum Vergleich: Das Note 7 erreicht im Single-Thread-Test 1868 Punkte, im Multi-Thread-Modus allerdings trotz acht Kernen nur 5449. Einige Laufzeiten können die sparsamen A10-Kerne verlängern: Über 15 Stunden surfen die Geräte jeweils im Netz; 3D-Spiele sind nicht beeinflusst: sie laufen auf dem iPhone 7 5,4 Stunden und auf dem 7 Plus 5,9.

Tabelle
Tabelle: Preise

Die Display-Auflösung hat Apple bei 1334 × 750 beziehungsweise 1920 × 1080 belassen. Statt auf sRGB sind die Anzeigen nun auf den Kino-Farbraum DCI-P3 kalibriert. Im Vergleich zu den Vorgängern erscheinen sie dadurch etwas farbkräftiger und wärmer. Weiß spielte auf unseren Testgeräten ins Braun-Rote. Mit einer Helligkeit von 506 cd/m2 (iPhone 7) beziehungsweise 508 cd/m2 sind die Displays in fast allen Situationen gut ablesbar.

Ein nettes iOS-10-Gimmick ist, dass die Telefone (mithilfe des Bewegungs- und Näherungssensors) merken, wenn man sie aus der Tasche nimmt oder sie in Richtung Gesicht schwenkt und automatisch die Anzeige aktivieren.

AirPods

AirPods: Sehen aus wie EarPods mit abgeschnittenem Kabel.

Außerdem hat Apple eine kabellose Variante seiner EarPods vorgestellt, die AirPods. Sie werden erst ab Ende Oktober verkauft und so konnten wir uns noch kein eigenes Bild machen. Die AirPods bestehen nur aus zwei Ohrsteckern ohne Kabel und sehen davon abgesehen so wie kabelgebundene EarPods aus.

Geliefert werden sie in einem Aufbewahrungsbehälter, der sowohl als stationäres als auch als mobiles Ladegerät dient. Sprich: Einerseits kann man die AirPods in der Aufbewahrungsbox am Kabel laden und andererseits enthält die Box einen eigenen Akku, der die AirPods unterwegs lädt. Grund sind die winzigen Akkus der Kopfhörer, die gerade mal 5 Stunden durchhalten. Die Energie aus der Aufbewahrungsbox reicht für weitere 12 Stunden. Ganz nett: Öffnet man die Aufbewahrungsbox, koppeln sich die AirPods automatisch mit dem iPhone.

Dank eingebautem Mikrofon funktionieren sie auch als Headset. Der Preis: 180 Euro.

Apple Watch Series 2

Die Apple Watch Series 2 ist wasserdicht und es gibt sie in zig Sondereditionen – unter anderem von Nike.

Wer zuvor kein Interesse an Smartwatches hatte, wird von der ebenfalls vorgestellten Apple Watch Series 2 auch nicht bekehrt. Testgeräte gab Apple bis Redaktionsschluss nicht raus. Sportler freuen sich über das wasserdichte – und 1 Millimeter dickere – Gehäuse und das eingebaute GPS, das den Akku in 5 Stunden leer saugen soll. Der Prozessor soll doppelt so schnell sein. Das Display ist wieder mit 38 und 42 Millimeter Durchmesser erhältlich und soll nun fast 1000 cd/m2 hell sein. Die teuren goldenen Apple Watches wird es nicht mehr geben, dafür aber eine Version mit Keramik-Gehäuse für 1500 Euro. Die preiswerteste Apple Watch Series 2 kostet 420 Euro. (hcz@ct.de)