c't 17/2016
S. 124
Praxis
Whistleblower: heise Tippgeber
Aufmacherbild

Vorhang auf

Die neue Enthüllungsplattform heise Tippgeber

Wir als c’t und Heise-Verlag bieten Ihnen ab sofort eine neue Möglichkeit, uns brisante Informationen zuzuspielen: Die heise-Tippgeber-Plattform dokumentiert, dass wir gewillt sind, uns das dafür nötige Vertrauen zu verdienen.

Wer einen Missstand aufzeigen und anprangern will, braucht dafür eine geeignete Plattform. Der Heise-Verlag hat unter anderem mit c’t und heise online eine große Sichtbarkeit im deutschsprachigen Raum und ein Renommee für seriöse, verantwortungsvolle Berichterstattung. Darüber hinaus haben die Redaktionen und insbesondere deren investigativ arbeitende Redakteure den erforderlichen technischen Sachverstand, um mit Informationen sicherheitsbewusst umzugehen. Der ab sofort auf heise online erreichbare heise Tippgeber ist unser Angebot, uns brisantes Material sicher zu übermitteln.

Sie erreichen den heise Tippgeber über die Kontakt-Option auf der Startseite von heise Online oder direkt via https://heise.de/tipps. Diese Adresse findet sich ab sofort auch im Impressum jeder c’t-Ausgabe. Die Webseiten dazu sind (hoffentlich) selbsterklärend. Sie können dort zwischen einem gut gesicherten, anonymen Kontaktformular und unserem bestmöglich abgesicherten Briefkasten wählen. Beide erlauben eine anonyme Kontaktaufnahme zur Redaktion. Details zu Konzept und Funktionsweise liefert der Artikel ab Seite 130.

Nutzen Sie den heise Tippgeber, um uns auf Missstände aufmerksam zu machen und uns dabei auch die Mittel an die Hand zu geben, darüber zu berichten. Sie können uns einfache Hinweise, vertrauliche Unterlagen, Verträge, Fotos, E-Mail-Verkehr oder auch Datenbankauszüge zukommen lassen. Je besser die Informationen die Sachlage demonstrieren und belegen, desto besser können wir diese einschätzen und über unser weiteres Vorgehen in dieser Sache entscheiden.

Die Redakteure des Investigativ-Teams nutzen speziell gesicherte Systeme, um den sicheren Briefkasten zu leeren.

Wir sind darauf vorbereitet, brisantes Material entgegenzunehmen und angemessen zu behandeln. So ist etwa sichergestellt, dass selbst eine Beschlagnahmung oder ein Diebstahl von PCs und Servern im Heise-Verlag keinen Zugang zu diesen Informationen oder deren Quelle ergäben (Details dazu, wie wir das verhindern, verrät der Artikel ab Seite 130). Und wir werden mit diesen Informationen verantwortungsvoll umgehen. Das bedeutet insbesondere, dass wir uns zugespielte Informationen in aller Regel nicht unbearbeitet veröffentlichen werden.

Zum Kasten: Der heise Tippgeber – die Charta

Dass wir die Fakten auf Richtigkeit checken und unter anderem durch weitere Recherchen in einem angemessenen Kontext präsentieren, versteht sich von selbst – das ist Teil unserer tagtäglichen Arbeit. Darüber hinaus werden wir die Informationen vor einer Veröffentlichung so aufbereiten, dass sie zwar den fraglichen Sachverhalt deutlich darlegen, dabei aber keine Kollateralschäden bei Unschuldigen verursachen oder Rückschlüsse auf unsere Quelle ermöglichen.

Pro und Contra Anonymität

Der heise Tippgeber ermöglicht vollständig anonyme Kontakaufnahme und Informationsübergabe. Wir respektieren den Wunsch unserer Quellen, auch uns gegenüber anonym zu bleiben und stellen deshalb eine Plattform bereit, die Informationen wie die IP-Adressen der Absender gar nicht erst zu sehen bekommt. Wir haben damit schon technisch keine Möglichkeit mehr, eine Kontaktaufnahme zurückzuverfolgen. Wenn Sie es uns nicht verraten, wissen wir nicht, mit wem wir es zu tun haben.

Das heißt jedoch keineswegs, dass wir die anonyme Kommunikation bevorzugen. Im Gegenteil: In vielen Fällen ist es sinnvoller, wenn Sie uns als Tippgeber Ihre Identität offenlegen. Das gilt auch und gerade, wenn Sie verhindern wollen, dass etwa Strafverfolgungsbehörden oder rachsüchtige Geschädigte Kenntnis darüber erlangen.

Denn wir schützen unsere Quellen und überlassen das keineswegs nur dem Tippgeber selbst. Und wenn wir wissen, wen und was wir zu schützen haben, können wir das besser. So können wir etwa das Risiko, dass eine Veröffentlichung auf eine bestimmte Person zurückzuführen ist, besser einschätzen, wenn wir diese Person und das Umfeld kennen, aus dem ein Dokument stammt.

Es mag sogar vorkommen, dass wir die Gefahr einer Zurückverfolgung auf Grund unserer Erfahrungen mit gezielter Recherche besser einschätzen können als der Tippgeber selbst. Mit diesem Wissen können wir die Informationen vor der Veröffentlichung so aufbereiten, dass sie eben nicht mehr mit einem großen Pfeil auf den Tippgeber zeigt. Im Extremfall würden wir sogar von einer Veröffentlichung abraten und auf Berichterstattung verzichten.

Presse genießt in Deutschland einen besonderen Status. So garantiert Artikel 5 des Grundgesetzes die Pressefreiheit und schützt dabei ausdrücklich den gesamten Prozess von der Beschaffung einer Information über die Produktion bis hin zur Verbreitung von Nachrichten.

Redakteure sind damit professionelle Geheimnisträger und haben auch gegenüber Strafverfolgungsbehörden und vor Gericht ein spezielles Zeugnisverweigerungsrecht, das wir nutzen werden, um Schaden von unseren Tippgebern fernzuhalten. Insbesondere werden wir dessen Identität, auch wenn sie uns bekannt ist, nicht an Dritte weitergeben.

Zum Kasten: 10 Tipps für Tippgeber

Es bleibt natürlich ein Restrisiko, dass uns ein Richter durch Beugehaft zur Herausgabe der Identität unserer Quellen zwingt (siehe den Artikel zum Quellenschutz auf S. 134). Nach unserer Einschätzung sind wir in Deutschland nicht so weit, dass das ein realistisches Szenario wäre. Doch einem Auftragsmörder, der uns ganz real eine Pistole an die Schläfe hält, würden wir unser geheimes Passwort, das die Informationen schützt, dann wohl doch preisgeben. Wenn Sie also damit rechnen, sollten Sie den vollständig anonymen Weg über unseren sicheren Briefkasten wählen.

Aber sicher

Vielleicht noch wichtiger als die optionale Anonymität gegenüber der Redaktion ist die Tatsache, dass der heise Tippgeber Ihnen beste Voraussetzungen für eine sichere Kontaktaufnahme, Kommunikation und Übermittlung von Informationen bereitstellt.

Aufwand versus Sicherheit

Allerdings können wir Ihnen dabei das mit der Sicherheit nicht vollständig abnehmen. Wenn Sie sicherstellen wollen, dass weder die Daten noch Informationen zu Ihrer Identität in falsche Hände geraten, müssen auch Sie etwas dafür tun. Dabei sollten Sie Ihre Vorkehrungen der möglichen Gefahr anpassen: Die fallen dann natürlich anders aus, je nachdem, ob ein öffentlich bloßgestellter Chef, ein gewalttätiger Mafia-Pate oder Strafverfolger hinter Ihnen her sind.

Wir haben auf der folgenden Seite 10 Tipps für Tippgeber zusammengestellt, die nach Sicherheitsgewinn und Aufwand sortiert sind. Daran können Sie sich orientieren und das Richtige für Ihre Situation herauspicken. Hoffentlich haben Sie all diese Erklärungen zu Gefahren und notwendigen Vorkehrungen nicht davon abgeschreckt, das Richtige™ zu tun. Wir warten jedenfalls auf Ihren Tipp. (ju@ct.de)