c't 13/2016
S. 18
News
Computex 2016: Notebooks, Tablets

Seid flexibel

Notebook und Tablet werden eins

Notebooks, die sich zum Tablet wandeln, und Tablets, die zum Notebook taugen – beide waren der letzte Schrei auf der Computex. Zudem gab es Platz für leichte MacBook-Konkurrenten und schwere Wasserkühlungsmonster. AMD präsentierte seinen optimierten Mobilprozessor Bristol Ridge, während Intel statt der nächsten CPU-Generation nur eine Statusmeldung überbrachte.

Große Tablets mit Tastatur wie das Asus Transformer 3 Pro gab es auf der Messe häufig zu sehen.

Dem klassischen Notebook geht es langsam an den Kragen. Auf der Hardware-Messe Computex 2016 in Taiwan spielten sie zwar noch immer eine wichtige Rolle. Aber die Hoffnungen der Hersteller und die von Microsoft ruhen eher auf den 2-in-1-Geräten mit Windows 10, denn sie legen als einzige Notebook-Klasse bei den Verkäufen deutlich zu. Und so gab es bei allen Herstellern zahlreiche Varianten dieser Convertible-Notebooks und Tablets mit Tastatur zu sehen: von billig bis teuer, von kompakten 10 Zoll bis riesigen 17 Zoll, von abnehmbar bis umklappbar.

Asus bringt mit dem ZenBook 3 einen MacBook-12-Konkurrenten, der zwar deutlich schneller sein wird, aber auch nur mit einem USB-C-Anschluss gesegnet ist.

Groß aufgefahren hatte Asus die zahlreichen Neuheiten für die kommenden Monate. Das ZenBook 3 mit 12-Zoll-Display ist noch mal minimal leichter (910 Gramm) und dünner (12 Millimeter) als das MacBook 12, arbeitet aber mit Intels schnelleren Core-i-Prozessoren statt Core m. Ein besonders flacher Lüfter soll das möglich machen. Allerdings gibt es auch hier nur einen einzigen Anschluss (USB-C mit USB–3.1-Unterstützung). Die Preise beginnen bei 1000 US-Dollar, ein Erscheinungsdatum steht noch nicht fest.

Beim 2-in-1-Gerät Asus Transformer 3 Pro stand das Microsoft Surface Pro 4 Pate. Das Tablet mit 3:2-Display wird von einem integrierten Standfuß gehalten, die mitgelieferte beleuchtete Tastaturmatte macht es zum Notebook-Ersatz. Das 12,6-Zoll-Touchdisplay mit 2880 × 1920 Pixel lässt sich auch per Stift bedienen. Der inzwischen recht großen Masse an Surface-ähnlichen Tablets hat es Thunderbolt 3 voraus, die 40 GBit/s schnelle Anbindung per USB-C-Buchse. Für diesen Port verkauft Asus außer einem Dock auch die ROG XG Station 2 für Desktop-Grafikkarten. In dieser riesigen Box findet sogar eine GTX 1080 plus 680-Watt-Netzteil Platz – das sollte das Tablet Spiele- und VR-tauglich machen.

Die Box passt auch an das Transformer 3, eine leicht abgespeckte Variante des Pro für 800 Dollar.

Sehr groß bis sehr günstig

Ebenfalls mit zahlreichen Modellen vor Ort war Dell, darunter das erste 17-Zoll-Convertible Inspiron 17 7000. Das Display lässt sich zwar nicht abnehmen und als Tablet nutzen, aber dank 360-Grad-Scharnier hinter den Rumpf klappen. Über das Gewicht spricht Dell allerdings lieber nicht. Bereits die beiden kleineren 13- und 15-Zoll-Versionen aus der Inspiron–5000-Serie wiegen mit Kunststoff- statt Metallgehäuse 1,7 und 2,3 Kilogramm. Mit den Neuvorstellungen hat Dell nun für fast jedes seiner Consumer-Notebooks auch ein 2-in-1-Pendant im Programm.

Im unteren Preissegment sind 2-in-1-Geräte ebenfalls angekommen: Das Acer Switch One 10 kostet 250 Euro.

Deutlich leichter und günstiger wird es mit den flexibleren Nachfolgern der Netbooks: Asus, Acer und Dell zeigten 2-in-1-Geräte zwischen 200 und 400 Dollar mit 10- und 11-Zoll-Display. Die kommen zwar meist nur mit Intel-Atom- oder Celeron-Prozessor, kleiner Display-Auflösung und wenig Arbeitsspeicher, versuchen sich aber zumindest vom spröden Plastik-Charme der Klasse zu lösen. Das Asus Transformer Mini hakt etwa so manche Eigenschaft der großen Geräte ab: Metallgehäuse, Klappständer, Stifteingabe und Fingerabdruckscanner. Auch das Acer Switch V 10 macht mit seinem Metallgehäuse auf edel und bringt – ungewöhnlich für die Klasse – USB 3.1 und ac-WLAN mit.

AMD legt vor, Intel beruhigt

Tabelle
Tabelle: AMD-Kombiprozessoren der siebten Generation für Notebooks

Notebooks mit AMD-CPU waren wieder einmal kaum zu sehen. Mit der überarbeiteten siebten Generation der APU mit integriertem Chipsatz und GPU soll das besser werden. Bristol Ridge arbeitet im Vergleich zur vor einem Jahr vorgestellten Carizzo-Generation sparsamer, trotz gleicher Architektur und Strukturbreite von 28 nm. Er soll bei identischem Abwärmedesign (TDP) mehr Takt und damit bis zu 37 Prozent mehr Grafikleistung und 12 Prozent mehr CPU-Leistung erreichen. Verbessert wurden die Stromsparmechanismen: So passt Bristol Ridge nun die zum stabilen Betrieb notwendige Spannung dynamisch an und kann je nach Fertigungsqualität der Bauteile selbst den optimalen Arbeitspunkt finden. Die TDP-Klassen sind mit 15 und 35 Watt identisch geblieben, daher kann Bristol Ridge häufiger den Turbo-Modus nutzen. Zum Vierkerner Bristol Ridge gesellen sich auch die Dual-Cores Stoney Ridge für preiswertere Geräte.

Bei HP darf AMDs neue CPU sogar in das schicke Convertible-Notebook Envy x360 mit 4k-Auflösung.

AMD kann bereits einige Notebook-Partner vorweisen, darunter Dell, Lenovo und HP. Der Prozessor wird nicht nur in langweiligen Brot- und Butter-Geräten stecken: HP etwa bietet ihn auch für das HP Envy x360 an, ein 15,6-Zoll-Convertible mit optionaler 4k-Auflösung.

Zum Kasten: Smartphones mit riesigem Speicher

Intel lässt sich hingegen mit dem Refresh der aktuellen Prozessorgeneration Skylake noch ein wenig Zeit. Die siebte Generation des Core i alias Kaby Lake sei aber im Plan, die Fertigung laufe demnächst an. Ab Mitte des dritten Quartals ist dann mit den ersten fertigen Notebooks zu rechnen. Auch Apollo Lake, die nächste SoC-Generation hinter Intel Atom, Celeron und Pentium soll noch im Sommer in die Serienproduktion gehen.

660 Watt, Dual-GPU, Wasserkühlung

Asus GX800: Spiele-Notebook mit zwei High-End-Grafikchips, Desktop-CPU und Wasserkühlung

Abseits der reinen Vernunft lassen sich ebenfalls noch ein paar Nischen besetzen wie Asus und MSI zeigen. Schon das wassergekühlte Asus GX700 war ein Kuriosum, nun legt das GX800 noch eine Schippe drauf: So stecken jetzt zwei schnelle Nvidia-Grafikchip als SLI-Gespann im Notebook, mutmaßlich die für Ende des dritten Quartals erwarteten Mobilvarianten des GTX 1080. Die werden ebenso wie die CPU von einer externen Wasserkühlung temperiert und von einem externen 660-Watt-Netzteil versorgt. Für den verwöhnten Zocker gibt es mechanische Tasten, ein 18,4-Zoll-Display mit 120-Hz-Panel sorgt für geschmeidige Darstellung. Auch MSI bietet mit dem GT83 Titan SLI für 4500 US-Dollar ein ähnliches Gaming-Gerät im Notebook-Format an, das ohne die Wasserkühlung auskommt und als VR-tauglich beworben wird. (asp@ct.de)