c't 12/2016
S. 172
Know-how
IPv6-Multihoming
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Leitungsverdoppler

Internet-Ausfallsicherheit mit IPv6

IPv6-Hosts können von Haus aus mehr als eine Adresse nutzen, was bereits für die Privacy Extensions Verwendung findet. Wenig bekannt ist, dass sich dieses Merkmal auch dazu eignet, die Ausfallsicherheit des Internet-Zugangs mit einfachen Mitteln zu erhöhen.

Multihoming, der Zugang zum Internet über zwei oder mehr Leitungen, ist besonders für große Netze (Sites) wichtig, beispielsweise für Firmen oder Institutionen. Koppelt man zwei oder mehr Leitungen, kann man die Ausfallsicherheit erhöhen und optional auch die ein- und ausgehende Last einer Site auf die Leitungen verteilen (Loadsharing).

Doch man muss nicht erst ein Enterprise-LAN administrieren, um die Internet-Verfügbarkeit erhöhen zu wollen; das ist auch für Privatkunden nützlich. Deshalb geht es hier um Konzepte, mit denen man IPv6-Eigenschaften für ein einfaches und damit kostengünstiges Leitungs-Backup verwenden kann.

Mit ein wenig Know-how kommt man tatsächlich auf Techniken, die zumindest vereinfachtes Multihoming ermöglichen. Das Charmante daran ist, dass das sogar mit Bordmitteln, also recht preisgünstig geht. Im einfachsten Fall bekommt man einen redundanten Internet-Zugang mit automatischem Leitungs-Backup. Wer zusätzliche Komplexität nicht scheut, kann dieses Szenario mit einer Funktion zur Lastverteilung erweitern. Beide Verfahren sind für reine IPv6-Netze ausgelegt.

In der klassischen IPv4-Welt setzen Administratoren für Multihoming Enterprise-Router mit BGP-Routing über zwei Leitungen und Provider-unabhängigen Adressraum ein (Provider Independent, PI – erhältlich über das RIPE und eine sponsoring Local Internet Registry, etwa einen Provider). Ein solches System kann bei einem Leitungsausfall sogar die IP-Sessions am Leben halten, obwohl die Pakete auf eine andere Leitung umgelenkt werden (Session-Persistenz). Das geht nur, weil die abgeschickten Pakete Quell-Adressen aus dem PI-Adressraum aufweisen.