c't Fotografie 5/2023
S. 108
Fotografie
Urbane Naturfotografie
Eine Waldohreule putzt sich auf dem Geländer einer Brücke, dabei wird sie vom warmen Licht entfernter Straßenlaternen eingehüllt.Nikon D810 | 500 mm | ISO 4000 | f/6.3 | 1/4 s
Eine Waldohreule putzt sich auf dem Geländer einer Brücke, dabei wird sie vom warmen Licht entfernter Straßenlaternen eingehüllt.
Nikon D810 | 500 mm | ISO 4000 | f/6.3 | 1/4 s
Alle Bilder: Verena Popp-Hackner, Georg Popp
Georg Popp, Verena Popp-Hackner

Wildnis in der Stadt

Tierfotografen nehmen oft lange Wege auf sich. Das ist häufig unnötig, denn die Artenvielfalt in der Stadt ist überraschend groß und die Lichtverhältnisse sind anders als auf dem Land.

Es ist früh am Morgen. Noch ist die Sonne nicht ganz aufgegangen. Die leichten Nebelschwaden lösen sich gerade auf – und wir sitzen bewegungslos in unseren Kajaks. Vor unseren Kameras genießt eine Biberfamilie die morgendliche Stille, putzt sich und knabbert an der Rinde eines frisch gefällten Baumes. Das Klicken unserer Kameras beeindruckt sie nicht im Geringsten! Etwas weiter entfernt hört man die Schreie einer Graureiherkolonie. Schildkröten klettern auf das reichlich vorhandene Totholz am Ufer, bereit für ein erstes Sonnenbad, und alle paar Minuten zischt ein blitzblauer Eisvogel mit schrillem Ruf an uns vorbei. Wer glaubt, wir befinden uns in einem unberührten Nationalpark oder sonst wo weit „draußen“ in der Wildnis, der irrt. Wir sind mitten in Wien, ein paar wenige U-Bahn-Minuten vom Stadtzentrum entfernt. In der direkten Umgebung von Häusern, Straßen und Autos nehmen wir spannende Tierbilder auf.