Über den Wolken

Nicht nur das Internet hat die Welt kleiner gemacht. Per Flugzeug ist sie relativ schnell umrundet. Pech haben allerdings die, die unter Flugangst leiden. Doch dagegen lässt sich angehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Also ich fliege eigentlich gern. Trotz Vielfliegerstatus und vielen Tausenden von Meilen üben Fensterplätze nach wie vor eine große Anziehungskraft auf mich aus. Außer, ja, außer in den Wochen nach einer Flugkatastrophe, wie der unlängst in ‘Charles de Gaulle’. Plötzlich kommen Magengrummen und nasse Hände ins Spiel, wenn der Pilot Gas gibt oder zur Landung ansetzt.

In meinem Fall legt sich das in der Regel nach ein bis zwei Wochen - trotz der realen Bedrohung durch die kosmische Höhenstrahlung. Aber es gibt ja reichlich Mitmenschen, die sich dieser Angst permanent aussetzen müssen, sobald sie in ein Flugzeug steigen. iX, das Fachblatt für nasse Hände und flaue Mägen, hat sich im Internet umgesehen, was es an Informationen und Hinweisen rund um dieses Thema gibt.

Da wäre zunächst die kanonische URL Flugangst.de, von einer Firma unterhalten, die erstens für die Lufthansa arbeitet und zweitens denselben Webdesigner zu beschäftigen scheint. Wie auch immer, nachdem man sich endlich durch eine Reihe sinnloser Seiten zum Kern des Servers vorgearbeitet hat, findet sich eine informative Aufstellung möglicher Ursachen für Flugangst. Neben flugbezogenen Erfahrungen widmet sich diese Seite allgemeineren Phobien, die jene spezifische Angst auslösen können.

Erfreulicherweise erschöpft sich das Informationsmaterial nicht in der Aufzählung der Ursachen. Die Autoren stellen eine Reihe von Übungen vor, die man in der konkreten Angstsituation anwenden kann. Abgerundet wird dies mit einer FAQ auf dem ‘flugangst-Server’ und einem Verweis auf Literatur und weiterführende Artikel. Alles in allem ein guter Einstieg in die Thematik.

Ähnlich gut konzipiert ist Flugphobie.de. Neben der Ursachenbeschreibung gibt es dort gut aufbereitete Infos zu den drei wesentlichen psychotherapeutischen Lösungsansätzen: Verhaltens- und Hypnotherapie sowie Tiefenpsychologie. Angereichert um eine FAQ sowie eine Literaturliste (die aber nicht so umfangreich ist wie die oben genannte) ergibt sich eine umfassende Infoseite.

Den interessanten Erfahrungsbericht eines Betroffenen kann man unter ‘Angst vorm Fliegen’ nachlesen. Zunächst beschreibt der Autor die Ursachen für seine persönliche Flugangst und bietet dann ein 4-Schritte-Programm zu deren Bewältigung an, das ihm selbst geholfen hat. Er reichert diese Beschreibung jeweils um konkrete Vorschläge an beziehungsweise rät zu bestimmten ‘Desensibilisierungsmaßnahmen’ (etwa Hubschrauberfliegen) und rät von anderen Versuchen ab (beispielsweise Segelfliegen). Den schönsten Satz dieser Webseite gebe ich hier ungefiltert wieder: ‘Flugangst kannst du beim Fliegen bekommen, aber auch wieder durch Fliegen verlieren.’

Eine weitere gute Einführung in die Thematik gibt WDR 2 Westzeit (http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/psychologie980427.html). Dies ist eine Art Transskript eines Radiobeitrags des WDR vom April 1998. Zum Glück haben Psychologie und menschliches Verhalten eine viel längere Halbwertszeit als viele der IT-Themen, mit denen wir uns sonst herumschlagen. Dieser Beitrag jedenfalls stellt gut Hintergründe, Symptome sowie Behandlungsansätze für Flugangst dar. Wer in fünf Minuten einen Überblick zum Thema sucht, liegt bei dieser URL goldrichtig. Auch im Fernsehen hat sich der WDR mit diesem Thema auseinander gesetzt. Ein kurzer Artikel (http://www.wdr.de/tv/service/gesundheit/inhalte/990607_3.html), der für mein Gefühl ein bisschen zu kurz ist. Immerhin ist die Literaturliste recht gut.

Über die allgemeinen Ratschläge hinaus geht das 3-Schritte-Panik-Training (http://www.lifeline.de/mhealth/smanag/soul/flugangst/flugangst5.html) von Katharina Daniels. Erstens: Angst zulassen, nicht dagegen angehen. Zweitens: Die Angst weder beschönigen noch dramatisieren. Drittens: Entwicklung der Angst beobachten. Indem man diese Phasen bewusst registriert, kann man lernen, damit umzugehen. Diese ebenso kurze wie praktikable Hilfestellung lässt sich bei allen Arten von Angst anwenden und hat gute Chancen, zumindest lindernd zu wirken. Katharinas eigentliche Webseite (http://www.lifeline.de/mhealth/smanag/soul/flugangst/fluguebersicht.html) ist aber weder vom Inhalt noch vom Aufbau her der Rede wert.

Interessant ist auch die Webpräsenz des Instituts für Flugpsychologie (ifp) in Würzburg. Diese Einrichtung bietet Einblick in ihre Forschungsergebnisse und stellt Hilfsangebote vor. So gibt es unter dem Punkt Forschung eine Untersuchung über die Effektivität eines mehr oder weniger zu Hause anwendbaren Selbshilfe-Manuals (das selbstverständlich das ifp vertreibt - allerdings zu einem akzeptablen Preis). Darüber hinaus gibt es einen leider nur kurzen Verweis auf die Anwendung von Virtual Reality zur Bekämpfung der Angst. Da die Lufthansa offenbar mit Erfolg seit Jahren Teilnehmer von Flugangstseminaren unter anderem in einen Flugsimulator schickt, ist zu vermuten, dass der Einsatz von VR-Methoden geeignet ist, das Vertrauen ins Fliegen zu fördern.

Ich weiß nicht, ob die folgende URL geeignet ist, Flugangst abzubauen, oder ob sie eher das Gegenteil bewirkt. Persönlich finde ich sie jedoch ziemlich witzig, und sie zeigt, dass wir es am Ende doch mit Menschen (die zur Not sogar selber denken können) und nicht mit fliegenden Robotern zu tun haben. Also, Funkverkehr, wie er wirklich stattfindet.

Und wer ein Gefühl dafür bekommen will, was man wissen muss, um eine Flugscheinprüfung zu bestehen, versucht sich mal bei AustroControl (Österreichische Luftaufsichtsbehörde). Da kann man entweder üben (für Flieger mit deutscher Lizenz: Vorsicht vor Fragen zum Luftrecht, das ist in Österreich scheinbar in einigen Details anders als in Deutschland) oder (zum Spaß) einen Test machen. (ka)