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Vorstellung Yamaha XSR 900: Vorwärts in die Vergangenheit​

Ingo Gach

(Bild: Yamaha)

Yamaha ist mit der neuen XSR 900 ein ausnehmend schönes Motorrad im Retro-Look gelungen. Das Design spielt raffiniert mit Elementen aus den 1980er Jahren.

Yamaha pflegt schon seit etlichen Jahren sein Faster-Sons-Programm. Ursprünglich ging es darum, bestimmte aktuelle Modelle von Customizern spektakulär umbauen zu lassen. Es gab einige sehenswerte Ergebnisse, die später in neue Serienmodelle von Yamaha einflossen. Der jüngste Coup ist die XSR 900, die eine Hommage an die 1980er Jahre ist und vom Hersteller als "Sport Heritage" beschrieben wird.

Yamaha hat seine XSR 900 für das Modelljahr 2022 so gründlich überarbeitet, dass sie mit ihrer Vorgängerin [1] kaum noch etwas zu tun hat. In ihrer Optik erinnert sie an Yamahas sportliche Erfolge der 1980er Jahre und bietet dennoch modernste Technik. Sie basiert auf dem Bestseller Yamaha MT-09, die auch für den aktuellen Jahrgang in fast allen Details neu konstruiert wurde.

Der Hubraum des Dreizylindermotors, von Yamaha CP3 genannt, wuchs von 847 auf 889 cm3, die Höchstleistung klettert um vier PS auf 119 PS, das maximale Drehmoment von 88 Nm bei 8500/min auf 93 Nm bei 7000/min. Doch die 900er hat nicht nur mehr Schmackes, sondern auch einen neuen Rahmen, der in seinen massiven Dimensionen an den Deltaboxrahmen der FZR 1000 Genesis von 1987 erinnert.

Yamaha XSR 900 (0 Bilder) [2]

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Der Tank zeigt sich genauso neu geformt wie die Auspuffanlage mit dem kurzen Endtopf, der quasi direkt hinter dem Motor aufhört. Ganz raffiniert haben die Ingenieure die Sitzbank gestaltet, aus der Entfernung wirkt sie wie ein Solo-Höcker, der in den 1980er Jahren gern von sportlichen Fahrern auf ihre Zweitakter RD 250 und RD 350 montiert wurde.

Bei näherer Betrachtung handelt es sich tatsächlich um eine Doppelsitzbank, bei der der Soziusplatz dick gepolstert ist. Darunter gibt es nun auch Seitencover (die Vorgängerin besaß keine) und neu gestaltete Kühlerabdeckungen. Der schwarz eingefasste Rundscheinwerfer wirkt old school und spendet kräftiges LED-Licht. Die Lampenhalterungen sind von Löchern durchbrochen, früher galt das als effiziente Tuningmaßnahme zur Gewichtsreduzierung.

Der flache, aber breite Lenker mit stilvollen Lenkerendenspiegeln wird von kürzeren Risern gehalten als beim Vorgängermodell. Auch wenn die Räder in ihren Dimensionen gleich blieben, stattet Yamaha die XSR 900 mit filigranen Doppelspeichen-Felgen aus. Der eigentliche Clou ist aber die Lackierung "Legend Blue", wie sie einst vom französischen Yamaha-Importeur Sonauto verwendet und vom Sponsor Gauloises inspiriert worden war: Dunkelblau, Hellblau und ein gelber Streifen. In der Farbgebung fegten die XT 600 Ténéré [4] von Paris nach Dakar und der Zweitakter von Weltmeister Christian Sarron über die Rennstrecken. Dazu kommen noch golden eloxierte Felgen und die üppige KYB-Upside-down-Gabel. Fraglos ist die XSR 900 ein echter Hingucker, der sich aber nicht nur an den sportlichen Fahrer, sondern auch den Genießer wendet. Alternativ bietet Yamaha sie auch noch in Midnight Black an, komplett schwarz bis auf einen dezenten, roten Streifen auf dem Tank.

Die Yamaha bietet als elektronische Assistenzsysteme mehrere Fahrmodi, Tempomat, Kurven-ABS und Schlupfregelung, die sich über das 3,5-Zoll-TFT-Display einstellen lassen. Zudem bietet die XSR 900 einen Quickshifter und eine Anti-Hopping-Kupplung, was dem Fahrer die Arbeit wesentlich erleichtert. Mit 810 mm Sitzhöhe eigent sich die Heritage-Yamaha auch für eher kleiner gewachsene Piloten.

Yamaha XSR 900 (7 Bilder) [5]

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Yamaha bringt sein Retro-Bike XSR 900 für 2022 komplett überarbeitet auf den Markt.

Durch eine um 55 mm verlängerte Schwinge wächst der Radstand auf 1495 mm, dazu kommt sich ein Lenkkopfwinkel von 65 Grad und ein Nachlauf von 108 mm. Eine insgesamt wenig radikale Fahrwerksgeometrie, die ein weitgehend neutrales Fahrverhalten garantieren dürfte. Allerdings liegt der Lenkkopf nun 30 mm niedriger als bei der Vorgängerin, was der neuen XSR 900 ein besseres Einlenkverhalten bescheren soll.

Zwei Vierkolbenbremszangen verzögern das Bike mit den beiden 298 mm großen Bremsscheiben am Vorderrad, hinten unterstützt eine Zweikolbenbremse mit einer 245-mm-Scheibe. Laut Yamaha bringt die XSR 900 mit vollem 14-Liter-Tank 193 kg Gewicht auf die Waage. Das verspricht in Kombination mit 119 PS dynamische Fahrleistungen. Zumal der CP3-Motor als sehr ausgewogen gilt, dank seiner fast linearen Leistungsentfaltung. Er scheut sich nicht vor fünfstelligen Drehzahlen und kann dennoch im höchsten Gang aus niedrigen Touren souverän beschleunigen.

Yamaha bietet dieses gelungene Naked Bike im Heritage-Look für 10.899 Euro an. Das ist in Anbetracht der gebotenen Leistung und Ausstattung fast schon ein Schnäppchen. Auch wenn die Retro-Welle langsam abebbt, ist die XSR 900 für Fahrer eine echte Alternative, die das besondere Flair suchen, aber weder auf Alltagstauglichkeit noch auf moderne Elektronik verzichten wollen.

(fpi [7])


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