Gute Seiten, schlechte Seiten

Bei jeder Surfari gibt es Oasen, in denen man sich bei gutem Design erholen kann - von den Sandsturmseiten, die einen mit Plugins überfallen, oder Frame-Wüsten, die sich nicht ‘book-marken’ lassen. Gutes Design ist eben auch bei Webdokumenten nicht reine Geschmackssache. Was man besser nicht macht, was man machen sollte, lässt sich aber durchaus umreißen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Henning Behme

Womit jede Firma webtechnisch reüssieren kann, sei hier noch einmal zusammengefasst. Die Liste der folgenden Ratschläge ist vorsätzlich unvollständig gehalten und gilt nicht für alle Sites - bestimmt nicht für den Ihren. Die einzelnen Tipps betreffen sowohl das Gesamtbild als auch die Eigenschaften einzelner Dokumente.

1. Reingelegt: Frames sind das Werkzeug für den erfahrenen Webmaster, der es auf seiner Site mit Webneulingen zu tun hat, die ständig wechselnde URLs nur irritieren würden. Menschen, die ihren Browser noch nicht duzen, haben keine persönlichen Bookmarks, in die Ihre Site gehören würde.

2. Viel Buntes animiert: Eine einzige großflächige Grafik pro HTML-Dokument sollte Pflicht sein. Die Kür hingegen sind die sorgfältig aufeinander abgestimmten animierten Ecken des Dokuments, gepaart mit blink und marquee, je nach Browser-Clan. Wichtige Textelemente wirken besser, wenn sie sich bewegen.

3. Neue Spielzeuge: Wenn Macromedia endlich den Royal Flash bringt, können Sie richtig loslegen. Bis dahin müssen Sie sich mit dem gemeinen Flash begnügen. Nicht vergessen: auf der Homepage gleich einen Link auf die Download-Seite. Ersatzweise: stets als erste neue Techniken einsetzen. Tipp: in den nächsten Wochen kommen SVG-Anwendungen noch gut, weil kaum jemand ein solches Plugin hat.

4. Labyrintherfahrung: Verwirren Sie Kunden und Verwandte nicht damit, dass Sie Ihnen ständig vorhalten, was Ihr Server außer der aktuellen Ansicht beinhaltet. Navigation ist nur etwas für Rennfahrer und Dummies.

5. Weites Feld: Horizontales und vertikales Scrolling erlauben es dem erfahrenen Surfer, Ihre Seiten gründlich zu erforschen. Mit Hilfe der beiden Schieber lässt sich aus den einzelnen Puzzlestücken das Gesamtbild erahnen. Und Sie geben Ihren Besuchern das Gefühl, etwas getan zu haben.

6. MS in a Bottle: Zeigen Sie Ihre Verbundenheit mit Softwareherstellern dadurch, dass Sie Besuchern nicht vorenthalten, welchen Browser Sie bevorzugen (inklusive Versionsnummer). Ein kleines Bildchen genügt. Alternative: Sorgen Sie dafür, dass nur Benutzer Ihres Idols etwas zu sehen bekommen; für den Rest reicht eine weiße Seite (intentionally left blank).

7. Persönliches: Standards sind langweilig. Wer sich strikt an HTML et cetera hält, zeigt, dass er noch kein Profi ist. Ein Bild sagt mehr als tausend Wörter; weg mit dem alt-Attribut. Und schließlich bilden JavaScript-Fehlermeldungen vor allem den Surfer.

8. Vielfalt: Bieten Sie dem Surfer mehr als andere; immer mindestens zwei neue Fenster öffnen.

9. Absolut Bild: Lassen Sie sich nicht darauf ein, dass ein hergelaufener Anwender durch Vergrößern/Verkleinern des Browser-Fensters Ihr Design durcheinander bringt. Tabellenbreiten et cetera müssen deshalb immer in absoluten Werten (width="1300pt" etwa) angegeben sein.

10. Abwechslung: Nichts ist langweiliger als immer dieselbe Farbe. Wechseln Sie die Farbe der Links gelegentlich (ohne Unterstreichung, versteht sich), damit der spielerische Charakter des WWW wieder zur Geltung kommt.

11. Zeitlos: Angriffe wegen unzureichender Aktualität lassen sich leicht abwehren. Eine Zeitangabe, die nicht gemacht wird, ist nicht kritisierbar.

12. Hooligans: Das Web steckt voller Quälgeister, die ehrliche Webmaster nur mit Flames überhäufen. Tipp: Geben Sie diesen Menschen nicht die Möglichkeit, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, nur weil eine Ihrer Seiten nicht zu laden ist. (hb)