BMW X2 und 5er als Plug-in-Hybride: Ein bisschen stromern

BMW baut sein Hybridangebot weiter aus. Im Zuge von Modellüberarbeitungen bekommen X2 und 5er neue Optionen, ein gewisses Stück elektrisch fahren zu können.

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BMW X2 25e

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

BMW reagiert mit X2 25e und 545e auf das aktuelle Geschehen. Im Falle des X2 ist das eine Reaktion auf die Ausbreitung der Plug-in-Hybride beispielsweise im ähnlich großen Mercedes GLA. Die Leistungsangaben sind vergleichbar, der Mercedes kann allerdings schneller laden. PSA ist mit hybridisierten Modellen wie dem Peugeot 3008 Hybrid (Test) und dem Opel Grandland X Hybrid (Test) schon auf dem Markt, Volkswagen wird im überarbeiteten Tiguan und all seinen Ablegern binnen Jahresfrist folgen.

Im aktuellen 5er gibt es schon seit geraumer Zeit einen Plug-in-Hybrid. Der 530e setzt auf einen Zweiliter-Benziner mit 135 kW (184 PS) und einen E-Motor mit 80 kW. Der Antrieb war bisher nur in der Limousine zu haben, künftig baut BMW ihn auch in den Kombi ein. Unterwegs erwies der Antrieb des BMW 530e (Test) sich als temperamentvoller Verbund, neue Verbrauchsrekorde ließen sich damit nicht erzielen. Die vor zwei Jahren mit lautem Getrommel vorgestellte Option des induktiven Ladens hat BMW zwischenzeitlich leise wieder vom Markt genommen. Die Zahl derer, denen dieser Komfort mehr als 3000 Euro wert erschien, war vermutlich zu gering. Als Limousine ist der 530e ab dem Sommer zu haben, der 530e Kombi folgt im November. Die gesamte Baureihe wurde gerade überarbeitet. Fast alle Verbrenner sind nun zumindest mildhybridisiert.

Ab November stellt BMW zusätzlich einen weiteren Plug-in-Hybrid zur Wahl. Den 545e wird es nur zusammen mit Allradantrieb und zumindest vorerst auch ausschließlich in der Limousine geben. Seinen Antrieb übernimmt BMW aus dem 745e (Test). Der 80-kW-E-Motor wird hier mit einem Sechszylinder-Benziner mit 210 kW (286 PS) kombiniert. Die Systemleistung liegt bei 290 kW, das maximale Drehmoment bei 600 Nm. Die Fahrleistungen sind dementsprechend rasant: 4,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und 250 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Reichweite soll zwischen 54 und 57 km liegen. Angaben zur Batterie macht BMW noch nicht, wir vermuten aber, sie wird identisch mit der im 530e sein. Das hieße 12 kWh brutto, die sich allerdings nur einphasig nachladen lassen.

Mit dem 545e setzt sich BMW zumindest vorerst an die Spitze, was die Systemleistung anbelangt. Audi liegt mit 270 kW allerdings nur knapp dahinter, ein Konter von Mercedes dürfte in Vorbereitung sein. Der Staat unterstützt dieses Wettrüsten aktiv mit Subventionen, auch wenn es für diese Autos keine Prämien gibt. Doch die Versteuerung der privaten Nutzung von Dienstwagen ist auch hier auf 0,5 Prozent reduziert. Eine steuerliche Lenkungswirkung hin zu einer weniger umweltschädlichen Individualmobilität werden diesen Modellen auch die größten Fans kaum zubilligen. Denn der Stromverbrauch ist bei Plug-in-Hybriden fast immer höher als bei batterieelektrischen Autos.

Hinzu kommt: Natürlich ist diese Antriebsart für die Umwelt nur dann wenigstens halbwegs sinnvoll, wenn fleißig nachgeladen wird. Immerhin wird der elektrisch zurückgelegte Anteil mit jedem Jahr weniger umweltschädlich. Das Umweltbundesamt schätzt, dass im vergangenen Jahr bei der Stromerzeugung im deutschen Mix noch 401 Gramm CO2 je Kilowattstunde angefallen sind – ein Rückgang um fast 70 Gramm.

BMW X2 und 5er LCI als PHEV (15 Bilder)

BMW überarbeitet den X2 leicht.

Der BMW X2 25e übernimmt komplett den Antriebsstrang, der im X1 schon zu haben ist. Den Part des Verbrenners spielt ein 1,5-Liter-Dreizylinder mit 92 kW (125 PS) und 220 Nm. Anders als viele andere Hersteller setzt BMW auf eine elektrifizierte Sekundärachse – der Benziner treibt die Vorderräder an, der E-Motor die Hinterräder. Dieser Aufbau ist effizienter, weil der E-Motor ohne Umweg über ein Getriebe wirken kann. Er leistet 70 kW und bietet 165 Nm maximales Drehmoment. Die Systemleistung des Antriebsstranges liegt bei 162 kW, das maximale Systemdrehmoment bei 385 Nm. Die Beschleunigung im Standardsprint gibt BMW mit 6,8 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit mit 195 km/h.

Wir hatten einen ganz ähnlich konzipierten Antrieb von BMW schon mehrfach in verschiedenen Fahrzeugen im Test, darunter im BMW 225xe und im Mini Cooper SE Countryman All4 (Test). Bis hinauf zur Richtgeschwindigkeit haben alle Modelle kraftvoll beschleunigt, danach ging es vergleichsweise nur noch zäh voran – kein Vergleich beispielsweise zudem, was mit einem BMW X2 20d (Test) dort möglich ist. Ein Wunder an Effizienz waren in den Plug-in-Hybriden weder der Benziner noch der E-Motor – aber auch nicht der Verbund aus beiden.

Als Speicher dient eine Batterie mit 10 kWh Bruttokapazität, von denen sich knapp 9 kWh nutzen lassen. Aufgeladen wird grundsätzlich nur einphasig, das Maximum liegt bei 3,7 kW und kann nur an einer Wallbox abgerufen werden. Der mitgelieferte Ladeblock ist mit 10 Ampere abgesichert, an einer 230-Volt-Steckdose ist damit bei 2,3 kW Schluss. Dementsprechend schwanken die Zeiten für eine komplette Aufladung zwischen 3 Stunden und 12 Minuten (Wallbox) und 3 Stunden 48 Minuten (230-Volt-Steckdose). BMW nennt eine Reichweite von bis zu 57 Kilometern, lässt aber offen, in welchem Zyklus. Vermutlich ist es der inzwischen veraltete NEFZ, im aktuellen WLTP werden es knapp über 50 km sein. Die Batterie schränkt auch den Kofferraum etwas ein: Statt 470 Litern wie bei den Modellen mit Verbrenner fasst der Gepäckraum im X2 25e nur 410 Liter.

Im X1 ist der Aufpreis für den Plug-in-Hybrid schon beim Listenpreis nicht mehr vorhanden, sofern man einen gleichermaßen kräftigen Benziner als Referenz heranzieht. Im X2 liegen die Dinge nur geringfügig anders: Anders als im X1 gibt es hier den Benziner mit 231 PS nicht.

Das Basismodell des X2 25e kostet 47.250 Euro. Davon kann die Subventionierung für Plug-in-Hybride abgezogen werden. BMW ist bei der Kalkulation geschickt vorgegangen: Der Nettopreis des Basismodells liegt mit 39.705,88 Euro haargenau unter der Grenze von 40.000 Euro. Damit bekommt der Käufer die maximale Fördersumme für Plug-in-Hybride. Inklusive sind unter anderem eine Zweizonen-Klimaautomatik, Vorklimatisierung und ein Sportfahrwerk samt sanfter Tieferlegung. Ausgeliefert wird der X2 25e ab Juli 2020. (mfz)