Überarbeiteter Fiat Punto mit 0.9 TwinAir im Fahrbericht

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Balocco (Italien), 26. März 2012 – Der kleine Zweizylinder entwickelt sich für Fiat zu einer Allzweck-Waffe. In Fiat 500 und Panda gehört er zu den empfehlenswertesten Motoren innerhalb der Palette. Nun bietet Fiat ihn auch im frisch überarbeiteten Punto an. Den konnten wir nicht nur mit dem Zweizylinder, sondern auch mit dem gestärkten 85-PS-Diesel schon ausprobieren.

Sechs Generationen

Die aktuelle dritte Generation wird seit 2005 gebaut. Fiat spricht sogar schon von der sechsten Generation und bezieht dabei alle Facelifts seit 1993 mit ein. Mit der jüngsten Überarbeitung werden die beiden schmalen Kühlergrills wieder von lackiertem Kunststoff getrennt. Auch die mit dem Evo eingeführte Chromspange vorne legte Fiat ad acta.

Ausreichend flott

Wie schon bei früheren Ausfahrten mit dem Fiat 500 und zuletzt dem neuen Panda hinterließ der Zweizylinder-Turbomotor dank seiner 85 PS und 145 Nm Drehmoment ab 2000 U/min einen durchzugskräftigen Eindruck. Die kleine Maschine beschleunigt den Punto aus dem Stand in 12,7 Sekunden auf Tempo 100, bei 172 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Das mögen keine sonderlich sportlichen Werte sein, doch im Alltag reicht die vorhandene Kraft aus.

Über der Norm

Der Normverbrauch bleibt wie bei fast allen Autos in der Praxis Makulatur: Statt 4,2 l/100 km zeigte der Bordcomputer bei Fahrten in der flachen Gegend rund um das Fiat-Testareal im italienischen Balocco Werte zwischen 5,5 und 7 Liter an. Fairerweise muss man aber erwähnen, dass wahrscheinlich ein Teil des Mehrverbrauchs auf das Konto der kalten Witterung ging. Auch das serienmäßige Start-Stopp-System griff bei den eisigen Temperaturen nicht. Etwas Potential nach unten dürfte also noch drin sein.

Kaum Vibrationen

Ein neues Schwungrad mit doppelter Masse sowie ein neu konstruierter Motorträger sollen Vibrationen reduzieren. Tatsächlich scheint der Zweizylinder im Punto noch etwas ruhiger zu laufen als in den kleineren Modellen. Die müssen noch ohne diese Änderungen auskommen. Allgemein merkt man, dass der Motor im teureren Punto besser gedämmt ist.

Klang fast wie ein Zweizylinder-Chopper

Geschaltet wird über ein manuelles Sechsgang-Getriebe, bei dem es hier und da etwas hakelt. Einmal in Schwung gekommen, ist der Zweiender mit seinem kernigen Klang zwar stets präsent, tendiert aber nicht wie andere kleine Motoren zu nervigem Kreischen, wenn es gen Höchstdrehzahl geht. Diese liegt bei knapp 6000 Umdrehungen – und daran erinnert einen der Drehzahlbegrenzer ziemlich nachdrücklich. Dabei klingt der kleine Turbo beinahe wie das Zweizylinder-Triebwerk eines Choppers. Subjektiv betrachtet dürfte er ruhig noch etwas weiter drehen.

Der Diesel ist gelassener

Der im Anschluss von uns gefahrene 1.3 16V Multijet, bei dem Fiat ebenfalls Feinarbeit geleistet hat, verhält sich um einiges gelassener als der TwinAir. Sein maximales Drehmoment stieg um zehn auf nun 200 Nm, die bereits ab 1500 Umdrehungen bereitstehen. Statt 75 PS wie früher hat der 1250-Kubikzentimeter-Motor nun 85 PS. Die Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h liegt auf dem TwinAir-Niveau. Beim Spurt von null auf 100 km/h muss man mit 13,1 zu 12,7 Sekunden minimale Abstriche machen, die in der Praxis keine Rolle spielen. Dafür sticht der Selbstzünder den viel kleineren Benziner beim Verbrauch aus. Angegeben ist er mit 3,5 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Wir kamen auf Werte zwischen 4,5 und 5,2 Liter.

Komfortabel abgestimmt

Wer direkt vom TwinAir in den Diesel umsteigt, bemerkt, dass sich die elektronische Servolenkung dort leichtgängiger und synthetischer anfühlt. Damit wollen die Italiener das Handling mit dem schwereren Dieselmotor erleichtern. Für unseren Geschmack gibt die mit etwas mehr Widerstand versehene TwinAir-Lenkung eine bessere Rückmeldung. Auf schlechteren Straßen verhalten sich TwinAir und Diesel recht komfortabel. Nur kurze, heftige Stöße führen zu Poltergeräuschen.

Kein Pop

Den dreitürigen Punto 0.9 TwinAir gibt es ab 15.200 Euro. Der Fünftürer kostet 16.000 Euro. Das klingt nach einer Menge Holz, doch handelt es sich um die mittlere Ausstattungsvariante Easy. Die Basisausführung Pop sowie der Punto Sport können, zumindest derzeit, nicht mit dem Zweizylindermotor bestellt werden. Zur Easy-Ausstattung gehören CD-Radio, Klimaanlage, Leder an Lenkrad und Schaltknauf, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, SMS-Vorlesefunktion sowie ein USB-Anschluss. Der TwinAir wird gegenüber den normalen Easy-Modellen noch mit 15-Zoll-Alus und schwarz lackierten Außenspiegelgehäusen versehen. Außerdem ist ein portables Navigationssystem von TomTom mit an Bord. Die Frage ist, ob Kleinwagenfahrer all diese Annehmlichkeiten brauchen und schätzen. Fiat täte gut daran, den empfehlenswerten Zweizylinder auch in Verbindung mit dem Basismodell anzubieten.