Sitzenprodukt

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München, 26. Juni 2015 – Die dritte Generation des Ford Galaxy ist leicht zu erkennen. Die typisch neue Ford-Front mit dem Aston Martin-Grill und den schmalen LED-Scheinwerfern, eine höhere Fensterlinie und ein flottes Heck verraten sie sofort. Wir haben uns auf die Suche nach den inneren Werten begeben – bei einem Van eine der wichtigsten Fragen – und haben dem Fahrverhalten nachgespürt – was beim Galaxy ebenfalls auf der Hand liegt, wegen der hohen Fahrdynamik, die er ja bisher schon bot.

Das Zusammenspiel von geschwindigkeitsabhängiger Lenkung und adaptivem Fahrwerk mit seinen spürbar verschiedenen Stufen von komfortabel über normal bis sportlich finden wir gelungen. Eine neue Mehrlenker-Hinterachse wird der weiten Spreizung dieser Anforderungen gut gerecht. Damit sich der 4,85 Meter lange und 2,14 Meter breite Van aber trotz über 1,8 Tonnen Leergewicht auch so dynamisch anfühlt, wie es das neue Fahrwerk ermöglicht, sollte es die 180 PS-Variante des Reihen-Vierzylinders sein. Der Common-Rail-Diesel ermöglich eine Höchstgeschwindigkeit von 203 Kilometern pro Stunde und eine Tempo 100-Zeit von 10,6 Sekunden. Trotz gestiegener Leitung scheinen die Fahr- und Motorengeräusche im Innenraum deutlich leiser geworden zu sein. Zum ersten Mal bietet der Galaxy ein automatisches Allradsystem, welches das Drehmoment bedarfsgerecht verteilt, um den Spritverbrauch von 5,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern zu ermöglichen.

Dynamisches Fahrwerk, langsame Heckklappe

Die große Heckklappe, die auch per Fußgeste öffnet, nimmt sich viel Zeit zum völligen Aufschwingen. Dahinter erstreckt sich ein bis zu 2339 Liter großer Raum. Der Galaxy ist mit fünf oder sieben Plätzen ein echtes Sitzenprodukt: Die beiden hinteren Sitzreihen aus fünf Einzelsitzen lassen sich mit fünf Schaltern an der linken Seite des Kofferraums elektrisch zu einer ebenen Ladefläche zusammenfalten – jeder für sich. In der dritten Reihe finden nicht nur Kinder ausreichend Platz, auch Erwachsene reisen dort komfortabel. Die Kopffreiheit wurde im Vergleich zum Vorgänger um einen Zentimeter angehoben.

Abgesenkt wurde dagegen die Zahl der Knöpfe und Schalter in der Mittelkonsole. Aufgeräumt edel tritt das 43.760 Euro teure Topmodell mit Allradantrieb auf. Nicht zeitgemäß sind hingegen die nur bis zur Hälfe herunterfahrbaren Fenster der hinteren Türen. Ein Blick unter die während der Fahrt vom Fahrer nicht sichtbare Motorhaube zeigt schnell, dass ein schickes Design auch Nachteile hat. Das Einzige, was beim Galaxy noch halbwegs stressfrei gewechselt werden kann, ist offenbar die Lichtmaschine.

Parkautomatik mit Schreckpotenzial

Ohne Eingriff des Fahrers lässt sich der 1,75 Meter hohe Galaxy in Parklücken und Parkbuchten manövrieren. Man meldet seinen Wunsch per Knopfdruck an und fährt dann, bis das System eine ausreichend große Parkmöglichkeit findet. Dort beginnt der automatische Parkvorgang. Schreckpotenzial bietet das Rückwärtsrangieren, wenn die für den Fahrer unsichtbare rechte, vordere Ecke dem Vordermann gefährlich nah zu kommen scheint – doch es passt. Ausparken kann der neue Ford ebenfalls.

Neben dem aktuellen, hoffentlich bald von einem schnelleren Nachfolger ersetzte Sync 2-System mit zahlreichen Assistenten (wie Totwinkel-, Spurhalte- oder Müdigkeitsassistent) bietet er zum einen mit MyKey einen programmierbaren Fahrzeugschlüssel. Er kann verhindern, dass Fahranfänger etwa eine vorgegebene Geschwindigkeit nicht überschreiten, ESP nicht deaktivieren oder kein Telefongespräch während der Fahrt annehmen können. Zum anderen steht dem Fahrer ein intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer zur Verfügung, der die Informationen des Verkehrsschild-Erkennungssystems nutzt und das Tempo anpasst. Doch keine Angst: gebremst wird noch per Fuß. Der neue Galaxy nimmt lediglich den imaginären Fuß des Tempomaten vom Gaspedal. In der Praxis klappt es noch nicht allzu gut. Dass Applikationen wie Mirror Link oder ähnliche Smartphone-Einbindungen bei Ford nicht zu finden sind, ist allerdings ein Versäumnis.