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München, 25. September 2013 – Sportliche Kleinwagen von Renault haben eine gewisse Tradition: Schon den R5 gab es mit bis zu 160 PS, was zu ausgesprochen lebhaften Fahrleistungen führte. Auch der Clio war mit kräftigen Motoren lieferbar, hier setzte Renault auf großvolumige Sauger. Beim neuesten Clio R.S. haben sich die Franzosen dem Downsizing-Trend angeschlossen, was dem Spaß keineswegs abträglich war.

Scharren mit den Vorderrädern

200 PS und 240 Nm Drehmoment holt der aufgeladene Vierzylinder aus 1,6 Litern Hubraum, eine Generation früher waren es 201 PS und 215 Nm aus 2,0 Litern Hubraum. Und so präsentiert sich der neue Sport-Clio vom Start weg und schon bei niedrigen Drehzahlen äußerst agil. Einziges Problem: Unter Volllast bekommen die angetriebenen Vorderräder die Leistung nicht immer auf die Straße. Trotz per Bremseingriff simulierter Differenzialsperre sind Traktionsprobleme die Folge. Abgesehen davon macht der Clio R.S. aber so viel Spaß, wie man das von den Sportvarianten aus dem Hause Renault gewohnt ist.

Wer die in der Regel doch eher weiche Fahrwerksabstimmung und die Lenkungen mit vergleichsweise wenig Rückmeldung aus den anderen Modellen der Franzosen kennt, ist immer wieder erstaunt, wie kompromisslos die R.S.-Fahrzeuge sind. Besonders gut gefällt beim Clio die Lenkung, die so direkt agiert wie bei kaum einem Kleinwagen. Das dicke Ledervolant mit roter Zwölf-Uhr-Markierung liegt toll in der Hand und hilft dabei, das Auto exakt durch Kurven zu zirkeln.

Kurze Schaltzeiten auf Knopfdruck

Neu sind die großen Schaltwippen, die prominent hinter dem Lenkrad sitzen. Die Schaltwippen gehören zum Doppelkupplungsgetriebe EDC (Efficient Dual Clutch), das anfangs unsere Erwartungen nur bedingt erfüllt. Im Normal-Modus wechselt es die sechs Gänge zwar sanft, aber etwas zu behutsam für einen Sportler. Das lässt sich ändern, und zwar mit dem R.S.-Drive-Schalter. Er sitzt in der Mittelkonsole und erlaubt die Anwahl zweier weiterer Fahr-Modi, in denen die Schaltzeiten deutlich verkürzt werden: von 200 (Normal) auf 170 (Sport) beziehungsweise unter 150 Millisekunden (Race). Spätestens in der Race-Einstellung arbeitet das Doppelkupplungsgetriebe dann so fix, wie es zu diesem Auto passt.

Im Race-Modus ist allerdings das ESP deaktiviert, er sollte also nur auf der Rennstrecke genutzt werden. Eine individuelle Konfiguration der Fahrprogramme ist leider nicht vorgesehen. Mit Betätigung des R.S.-Drive-Schalter variieren auch die Lenkung und das Ansprechverhalten des Gaspedals. Keinen Einfluss kann der Pilot hingegen auf das Fahrwerk nehmen, es bleibt immer gleich stramm. Eine Besonderheit ist eine zweistufige Dämpfung "Hydraulic Compression Control" anstelle eines Endfederanschlags. Die Einfachversion einer progressiven Dämpfung verhindert das abrupte Verhärten beim Durchfedern. Für sportliches Kurvenräubern oder den Ausflug auf die Rennstrecke ist genau das Richtige, im Alltag könnte der Clio R.S. hingegen etwas komfortabler federn. Lange Strecken über die Autobahn gehören daher nicht zu seinen Stärken.

Schneller, sparsamer

In 6,7 Sekunden geht‘s von null auf Tempo 100 – das sind zwei Zehntelsekunden weniger als beim Vorgänger. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 225 km/h erreicht. Der Wechsel vom Saug- auf einen kleineren Turbomotor mit Benzindirekteinspritzung macht sich auch beim Verbrauch bemerkbar. Schluckte die alte Generation noch 8,3 Liter, sollen es nun 6,3 Liter im NEFZ sein. Bei forcierter Fahrt fließen aber deutlich über acht Liter durch die Einspritzdüsen.

Kaum Aussicht

Der neue Clio R.S. ist weniger extrovertiert als der Vorgänger, besonders die neu gestaltete Frontschürze mit silbernem Luftleitblech und der mächtige Heckdiffusor mit integrierten Endrohren fallen auf. Ein großer Dachkantenspoiler, verkleidete Seitenschweller und 17-Zoll-Leichtmetallräder runden das sportliche Outfit ab. Zwei Schwächen offenbart die Karosserie: Die stark ansteigende Fensterlinie und breite C-Säulen machen das Auto beim Abbiegen unübersichtlich. Von hinten nahende Radfahrer etwa kann man schon mal übersehen. Ebenfalls nicht überzeugend gelöst ist der Kofferraum. Er bietet zwar ordentliche 300 bis 1146 Liter Stauvolumen, ist aufgrund einer hohen Schwelle jedoch ungünstig zu beladen.

Die eng geschnittenen Sportsitzen bieten guten Seitenhalt. Alupedalen sowie rote Zierblenden und -nähten sollen einen Hach von Sportlichkeit ins Interieur bringen. Serienmäßig ist ein Navigationssystem mit Siebenzoll-Touchscreen, das sich gegen Zuzahlung zu einem Online-Multimediasystem samt Apps aufrüsten lässt. Als weiteres Extra ist der so genannte R.S. Monitor 2.0 erhältlich. Hiermit lassen sich Daten wie der Ladedruck, die Öltemperatur, die aktuell abgerufene Motorleistung, das jeweilige Drehmoment sowie die Quer- und Längsbeschleunigung (G-Kräfte) anzeigen. Den neuen Clio R.S. gibt es ausschließlich als Fünftürer. Mit einem Basispreis von 23.950 Euro kostet er etwas mehr als ein VW Polo GTI, bietet im Gegenzug aber eine deutlich umfangreichere Serienausstattung.