zurück zum Artikel

Mit dem Stepway wagt Dacia erstmals ein wenig Lifestyle

Dacia Sandero Stepway in der Praxis

Fahrberichte hdi

Der frontgetriebene Stepway ist kein wirklicher Offroader, auch wenn er so aussieht: Er liegt um 20 Millimeter höher als die Normalversion und hat ringsum einen Kratzschutz. Wir haben ihn gefahren

Haar, 1. April 2010 – Der ein oder andere hat Dacia zunächst belächelt, als das erste Modell nach Deutschland kam. Billig, ja, aber rechnet sich das auf Dauer? Da kauft man sich doch besser einen gebrauchten Golf und hat am Ende mehr davon. Dabei gibt es für kleines Geld durchaus ordentliche Renault-Technik – und man muss den Marktstrategen lassen, dass ihre Imagekampagne funktioniert hat. Der jüngste Versuch, eine umgedeutete Schabowski-Presse­konferenz, kam nicht bei jedem gut an, sie war aber letztlich nur der Höhepunkt der Strategie, dem Dacia ein volkstümelndes Image irgendwo zwischen Blaumann und kleinem Büroangestellten zu verpassen – mit Erfolg. Mittlerweile kann es Dacia sich leisten, das Freizeithemd auszupacken und ein Modell wie den Stepway auf den Markt zu bringen. Wir haben das rustikale Spaßmobil gefahren.

Der wohl attraktivste Dacia

Der frontgetriebene Stepway ist kein wirklicher Offroader, auch wenn er so aussieht: Er liegt um 20 Millimeter höher als die Normalversion, hat eine Dachreling sowie vorn und hinten Schürzen mit jeweils einem angedeuteten Unterfahrschutz. Falls man das Auto doch mal durch Wald und Wiesen scheucht, schützt schwarzes Plastik die Radläufe vor Kratzern. Angedeutete Trittleisten an den Seiten sollen den Outdoor-Charakter verstärken. Alles in allem steht der sportlich-kernige Naturburschen-Look dem Fünftürer gut zu Gesicht: Der Stepway ist der zurzeit wohl attraktivste Dacia auf dem Markt.

Ausreichend Platz im Fond

Hinter der Kofferraumklappe tut sich ein 320-Liter-Stauabteil auf, das mittels klappbarer Lehnen auf 1200 Liter erweitert werden kann. Dass der Stepway ein preisgünstiges Auto ist, kann er nicht verleugnen. Eine hohe Ladekante und harte Ecken an der Plastikverkleidung des Kofferraumes trüben das Gesamtbild ebenso wie der Plastikgeruch innen. Die verwendeten Materialien sind nicht besonders hochwertig, aber die Verarbeitungsqualität stimmt. Und auch das Raumangebot: Im Fond sitzen wir mit genügend Kopf- und Kniefreiheit.

Dacia Sandero Stepway in der Praxis

Kurze Aufpreisliste

Das Cockpit gleicht dem des normalen Sandero. Man muss sich aber vor Augen halten, dass das Auto einen Grundpreis von 10.000 Euro hat – dann leuchtet das verwendete Grau schon viel frischer. Gut gefallen uns die weißen Kanten-Nähte der Sitze unseres Testwagens. Das Gestühl ist insgesamt bequem, bietet aber wenig Seitenhalt und eine zu kurze Oberschenkelauflage. Für 850 Euro Aufpreis bekommt man eine Klimaanlage und ein CD-Radio im Paket, wer noch eine MP3-Funktion möchte, muss 50 Euro extra hinlegen. Die elektrischen Fensterheber vorn und die Funkfernbedienung zur Verriegelung kosten zusammen 300 Euro. Damit ist die Zubehörliste zu Ende.

87 PS sind ausreichend

Unser Exemplar wird von einem 87 PS starken 1,6-Liter-Benziner angetrieben, der neben einem 68-PS-Diesel bereit steht. Der Benziner ist ein recht rau klingender Bursche, der den Stepway nur mäßig voranbringt: Nach zähen 12,4 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Spitze liegt bei 163 km/h. Das ist fast eine Sekunde länger und zehn km/h weniger als beim normalen Sandero. Auch der Verbrauch ist mit den von uns ermittelten 9,1 Liter nicht gerade eine Heldentat. Der Hersteller gibt 7,6 Liter an – 0,6 Liter mehr als beim Sandero.

Exakte Schaltung

Dafür ist an der leichtgängigen und exakten Fünfgang-Schaltung und an der recht direkten Lenkung kaum etwas auszusetzen. Der Wagen lässt sich insgesamt recht leichtfüßig fahren und auch rangieren. Das Fahrwerk passt zu dem hoch gelegten Auto, das gefahrlos über Feldwege rauschen darf: Der Unterbau schluckt Stöße gut weg, ist aber auch nicht zu weich gefedert. Aber: Auch für diesen Dacia gibt es kein ESP. Das ist unverständlich und kostet ihn Punkte.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-968958