Im Dreitakt

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München, 15. März 2016 – Eine neue Marke zu etablieren, ist keine einfache Sache. Das gilt natürlich erst recht, wenn sie als Ableger mit anderer Ausrichtung platziert werden soll, denn die Kunst besteht unter anderem darin, die neue und die alte Marke ausreichend weit voneinander zu positionieren und dabei trotzdem eine Basis zu nutzen. Wenn der Kunde das schluckt, ist ein gutes Stück des Weges schon gegangen. Citroën versucht es seit 2010 mit einer optischen Abgrenzung: DS soll für avantgardistisches Design stehen. Für sich betrachtet ist der DS3 aus unserer Sicht optisch durchaus gelungen, doch ob die Kunden ihn neben dem Citroën C3 als eigenständige Modellreihe wahrnehmen? Beide haben die Franzosen jüngst überarbeitet, was vor allem neue Motoren gebracht hat. Mit einem davon waren wir schon kurz unterwegs.

Knöpfe weg

Etwas Retusche an Front und Heck mussten als optische Aufmerksamkeitserreger nach sechs Jahren reichen, was durchaus mutig ist – andere Hersteller greifen nach so einer Zeit tiefer ein. Zur Verteidigung muss allerdings festgehalten werden, dass die kleinen Franzosen noch nicht grundlegend überholungsbedürftig waren. Gekümmert hat man sich um die Unterhaltungselektronik. Bei einer ausführlichen Ausfahrt, zu der wir den DS3 schon eingeladen haben, werden sich die Kollegen von TechStage intensiv damit beschäftigen. Daher an dieser Stelle nur soviel: Die Menü-Struktur scheint aufgeräumter als bisher, was die Bedienung erleichtert. Ganz nebenbei spart Citroën mal eben 20 Knöpfe auf der Mittelkonsole. Mit einem verbundenen iPhone lässt sich Siri nutzen. Smartphones ließen sich problemlos koppeln, was im Jahr 2016 eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Ohne Schweiß

Neu im DS3 ist ein aufgeladener Dreizylinder mit 130 PS, der den Vierzylinder-Saugmotor mit 120 PS ersetzt. Die neue Maschine ist schon aus diversen Konzernmodellen bekannt, so unter anderem aus dem Peugeot 308. Schon dort bietet sie wahrlich ausreichendes Temperament, im Kleinwagen kommt der Dreizylinder freilich noch besser zur Geltung. Der Motor klingt durchweg wie ein Großer, kommt prompt in die Puschen und ist ein richtiger kleiner Antreiber. Kein Angstschweiß beim Überholen auf der Landstraße – Gas geben und wusch, vorbei. Laut Werk braucht er 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – das scheint glaubhaft. Unsere Ausfahrt führte uns überwiegend über Landstraßen und limitierte Autobahnen. Der Motor blieb dabei stets akustisch im Hintergrund, was sehr angenehm und in dieser Klasse durchaus nicht üblich ist. Nur im Leerlauf vibriert er ein wenig – und das Auto mit.Der Verbrauch lag bei 6,1 Liter, was keine Ruhmestat ist, hier bieten andere weniger. Im NEFZ verspricht Citroën 4,3 Liter, im Vorgänger mit 120 PS waren es noch 5,9.

Die Maschine läuft im DS3 so gut, dass die Frage ist, ob mit etwas weniger Leistung die Freude am Fahren merklich leiden würde. So gesehen ist der 110-PS-Dreizylinder sicher mindestens eine Überlegung wert. Denn er kostet nicht nur 1500 Euro weniger, sondern lässt sich neuerdings auch mit einer Sechsgang-Automatik ordern. Andererseits wird der Leistungsverzicht zumindest unter Laborbedingungen nicht mit einem geringeren Verbrauch belohnt. Trotzdem macht aus unserer Sicht keiner einen Fehler, wenn er das Geld in eine bessere Ausstattung steckt. Zumal der DS3 ohnehin nicht von der Grabbelkiste ist: Mit dem 130-PS-Motor kostet der Kleinwagen mindestens 20.490 Euro, wobei zu seiner Ehrenrettung gesagt sei, dass dafür alles Wesentlich an Ausstattung schon inklusive ist. Für Lederlenkrad, Tempomat, CD-MP3-Radio, Klimaanlage und Alufelgen muss der Kunde kein zusätzliches Geld ausgeben. Ein netter Zug wäre es allerdings, wenn die Einparkhilfe hinten für die mittlere Ausstattung nicht 600 Euro kosten würde. Vermutlich wird der Verkäufer dann gleich zum City-Paket für 890 Euro raten, womit er recht hat, denn dann sind unter anderem auch Klimaautomatik, Mittelarmlehne, Licht- und Regensensor dabei.

Überlegung: offen

So oder so bleibt der DS3 ein teurer Kleinwagen, der auch als solcher verstanden werden sollte. Die Marketing-Strategen preisen ihn als 5-Sitzer an, was keiner allzu ernst nehmen sollte. Real ist der DS 3 allenfalls ein 2+2 Sitzer, eher ein Zweisitzer. In die zweite Reihe passen eigentlich nicht einmal Kleinkinder. Allein der Durchstieg nach hinten erfordert akrobatische Fähigkeiten, das Kauern dort verstößt vermutlich gegen die Menschenrechtskonvention. Was durchaus zu einem weiteren Gedanken (ver)führen sollte. Denn ähnlich wie beim Smart entfaltet auch der DS3 sein ganzes Charme-Potential eigentlich erst als Cabrio. Das kostet mit dem angenehm entschleunigenden 82-PS-Dreizylinder ab 19.840 Euro, mit dem lebhafteren 110-PS-Motor sind es 21.790. Wäre es unser Geld, würde diese Entscheidung sehr einfach sein.